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DOI: 10.1055/s-0037-1607815
Afamin – ein Surrogatparameter für einen pathologischen 75 g-OGTT in der Schwangerschaft
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Fragestellung:
Die Durchführung des 75-g-OGTT (oraler Glukose-Toleranz-Test) zur Diagnose eines Gestationsdiabetes mellitus (GDM) stellt hohe Ansprüche an Präanalytik und personelle Ressourcen. Der 50 g-OGTT als vorgeschalteter Screeningtest ist derzeit Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinien, weist jedoch Schwachstellen in der Sensitivität auf. Ziel dieser Studie war es, einen einfach zu bestimmenden Biomarker im Serum zu identifizieren, der einen pathologischen 75-g-OGTT anzeigen könnte. Hierfür untersuchten wir das Vitamin-E-bindende Protein Afamin, welches eine bedeutende Rolle im Kontext von oxidativem Stress spielt und u.a. mit der Insulinresistenz korreliert. Afaminserumspiegel steigen bei gesunden Schwangeren mit fortschreitendem Gestationsalter linear an und sind unabhängig vom Nüchternheitszustand. Ziel unserer Arbeit war die Analyse des Zusammenhangs zwischen Afaminserumspiegeln und einem pathologischen 75-g-OGTT sowie eines diätetisch versus eines insulinbehandelten GDM.
Methodik:
In einer prospektiven Querschnitts-Studie führten wir bei 122 Schwangeren (davon 15 Geminischwangerschaften) 2014 – 2016 einen 75-g-OGTT nach den Empfehlungen der DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe) und gemäß der Richtlinien der Bundesärztekammer in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Essen durch. Das Gestationsalter betrug im Median 181 Tage (IQR 160 – 204). Zur Glukosebestimmung wurde die S-Monovette (Sarstedt AG & Co.) mit 2,7-ml Flourid/EDTA genutzt; die Bestimmung erfolgte photometrisch (ADVIA Centaur CP Immunoassay System; Siemens Healthcare Diagnostics, Eschborn, Germany). Afamin im Serum wurde mittels Sandwich-ELISA (BioVendor, Brünn, Tschechische Republik) bestimmt. Zur Analyse der Afaminserumspiegel bei Frauen mit und ohne pathologischen OGTT sowie diätetisch versus insulinbehandeltem GDM wurde ein lineares Regressionsmodel eingesetzt mit dem GDM-Status als unabhängige Variable und dem Schwangerschaftsalter als Kovariate (R statistical package, 2016).
Ergebnis:
37 der 122 Schwangeren hatten einen pathologischen OGTT, 14/37 wurden insulinpflichtig. Nach Adjustierung für das Schwangerschaftsalter waren die Afaminspiegel bei Schwangeren mit pathologischem 75 g-OGTT signifikant höher als bei Schwangeren ohne GDM (p = 0,008). Schwangere mit insulinpflichtigem GDM hatten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung signifikant höhere Afaminspiegel als Frauen mit diätetisch behandelbarem GDM (p = 0,04) (Abb. 1).
Schlussfolgerung:
Afamin ist ein einfach zu bestimmender Serum-Biomarker, der ein Indikator eines pathologischen 75 g-OGTT zu sein scheint. Weitere Untersuchungen sollten gestationsaltersentsprechende Grenzwerte ermitteln und die Wertigkeit der Bestimmung des Afaminserumspiegels mit der des 50 g-OGTT als bisherige Screeningmethode für einen pathologischen 75 g-OGTT vergleichen.