Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607827
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fallbericht einer 35-jährigen III. Gravida, Patientin mit kardialer Dekompensation NYHA IV bei hochgradiger Aortenklappenstenose und iatrogener Frühgeburt 24/3 SSW.

J Beyer
1   Universitätsklinik Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Germany
,
U Schneider
1   Universitätsklinik Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Germany
,
K Dawczynski
2   Universitätsklinik Jena, Klinik für Kinder- & Jugendmedizin/Neonatologie, Jena, Germany
,
R Biedermann
2   Universitätsklinik Jena, Klinik für Kinder- & Jugendmedizin/Neonatologie, Jena, Germany
,
G Färber
3   Universitätsklinik Jena, Klinik für Herz- & Thoraxchirurgie, Jena, Germany
,
C Schelenz
4   Universitätsklinik Jena, Klinik für Anästhesiologie & Intensivmedizin, Jena, Germany
,
E Schleußner
1   Universitätsklinik Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Komplexe kardiale Erkrankungen bei Schwangeren stellen eine interdisziplinäre Herausforderung zur Festlegung des optimalen Behandlungsmanagements dar. Sowohl mütterliche als auch fetale Aspekte müssen Berücksichtigung finden. Die Kreislaufveränderungen durch die Schwangerschaft und Geburt können die kardiale Situation deutlich verschlechtern und die Morbidität/Mortalität erhöhen.

Fallbericht:

Eine 35-jährige III. Gravida wird uns bei 24/2 SSW. zuverlegt wegen kardialer Dekompensation, NYHA IV mit Dyspnoe, zunehmend im Schwangerschaftsverlauf, keine bekannten Vorerkrankungen. Echokardiografisch hochgradige, kritische Aortenstenose III°, Mitralinsuffizienz III°, resultierende Globalherzinsuffizienz und pulmonale Hypertonie. Dexamethasontherapie, Intensivüberwachung. Bei drohender Dekompensation wird im interdisziplinären Konsil bei 24/3 SSW. die elektive Re-Re-Sectio nach ECMO-Anlage mit nachfolgender kardiochirurgischer Operation indiziert. Die Kommunikation und Planung wird bei syrischer Patientin erschwert durch die Sprachbarriere. Labor: hereditärer Faktor XI Mangel.

Ergebnis/Outcome:

Kind: 690 g, weiblich, pH art. 7,35, Apgar 7/8/8, postpartal bis auf operativen Verschluss des DA weitgehend unkomplizierter Verlauf. Sectio mit prophylaktischer Ballontamponade des Uterus, sekundäre Atonie, BV insgesamt 2200 ml. Kardiochirurgie: mechanischer Aortenklappenersatz der unikuspiden Klappe, Freilegung und Entkalkung des ant. Mitralsegels, Myomektomie nach Morrow. Lebenslange orale Antikoagulation. Am 3. postop. Tag Revisions-OP bei Nachblutung intraabdominell durch Steigerung der Heparinisierung. Insgesamt 16 EK, 2 TK, 8 FFP erhalten. Weiterer Verlauf im Wesentlichen komplikationslos.

Schlussfolgerung:

Die interdisziplinäre Entscheidung zur geplanten, optimal vorbereiteten Entbindung im kardiochirurgischen OP unter ECMO-Anlage bei 24/3 SSW. ermöglichte die rasche operative herzchirurgische Versorgung und Stabilisierung der Patientin bei verhältnismäßig günstigen Überlebenschancen des Kindes. Sowohl Fet als auch Patientin profitieren klar von einer geplanten Situation. Im Falle einer akuten Reanimationspflichtigkeit ist die Prognose des Feten infaust und die Stabilisierung und operative Versorgung der Patientin deutlich erschwert. Die Entbindung bei extremer Frühgeburt stellte in diesem Fall die Möglichkeit mit dem niedrigsten fetalen und maternalen Morbiditäts- & Mortalitätsrisiko dar und zeigt bislang einen zufriedenstellenden Verlauf.