Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607830
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bedeutung des sFlt-1/PlGF-Quotienten zur Prädiktion des Geburtszeitpunkts bei Schwangeren

O Graupner
1   Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Frauenklinik und Poliklinik, München, Germany
,
S Lobmaier
1   Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Frauenklinik und Poliklinik, München, Germany
,
J Ortiz
1   Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Frauenklinik und Poliklinik, München, Germany
,
B Kuschel
1   Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Frauenklinik und Poliklinik, München, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die Präeklampsie (PE) ist verantwortlich für einen Großteil der maternalen und fetalen Morbidität und Mortalität. Die rechtzeitige Entbindung stellt die einzig mögliche Therapie dar, um das Leben von Mutter und Kind nicht zu gefährden. Der sFlt-1 (soluble fms-like tyrosine kinase-1)/PlGF (Placental growth factor) – Quotient hat sich als nützlicher Parameter für die Diagnose und Prädiktion der PE gezeigt. Ein stark erhöhter sFlt-1/PlGF-Quotient (> 655: early-onset PE < 34+0 SSW, > 201: late-onset PE ≥34+0 SSW) kann eng mit der Notwendigkeit verknüpft sein, innerhalb kurzer Zeit zu entbinden. Ziel dieser retrospektiven Studie ist die Vorhersage des Zeitintervalls bis zur Entbindung bei Schwangeren mit hypertensiver Schwangerschaftserkrankung und/oder IUGR (Intrauterine Wachstumsrestriktion) -Situation.

Methodik:

Im Zeitraum von Januar 2010 bis Mai 2017 wurde bei 990 schwangeren Frauen im Rahmen einer hypertensiven Schwangerschaftserkrankung und/oder early- (< 32+0 SSW) bzw. late- (≥32+0 SSW) onset-IUGR – Situation der sFlt-1/PlGF-Quotient bestimmt. Bei 28 Patientinnen (2,8%) wurde ein Wert > 655 in < 34+0 SSW (Gruppe 1) bzw. > 201 in ≥34+0 SSW (Gruppe 2) detektiert. Patientinnen mit intrauterinem Fruchttod oder Schwangerschaftsabbruch wurden ausgeschlossen. Neben dem Zeitintervall von Abnahme bis zur Entbindung wurden Daten zum mütterlichen und neonatalen Outcome erfasst.

Ergebnis:

Es konnten 28 schwangere Patientinnen mit einem sFlt-1/PlGF-Quotient > 655 in < 34+0 SSW (n = 12) bzw. > 201 in ≥34+0 SSW (n = 16) in die Studie eingeschlossen werden. Bei 21 von 28 Patientinnen (75%) zeigte sich eine IUGR-Situation des Feten. Acht Patientinnen (28,6%) hatten eine early-onset PE, 15 Patientinnen eine late-onset PE (53,6%), vier Patientinnen eine isolierte IUGR-Situation (14,2%) und eine Patientin hatte ein isoliertes HELLP-Syndrom (3,6%). Das mittlere Zeitintervall von Abnahme bis zur Entbindung betrug insgesamt 72,5 Stunden, davon 104,6 Stunden in Gruppe 1 und 48,5 Stunden in Gruppe 2.

Schlussfolgerung:

Die Verwendung des sFlt-1/PlGF-Quotienten hat bislang keine Mortalitäts- und Morbiditätsreduktion gezeigt. Dennoch eignet er sich als klinische Entscheidungshilfe, wenn es um die Frage der engmaschigen Kontrolle und stationären Überwachung von Risikopatientinnen sowie die Notwendigkeit der Lungenreifeinduktion und Geburtsplanung geht. Weitere prospektive Studien sind erforderlich, um die Rolle des sFlt-1/PlGF-Quotienten als Monitoring-Tool und Outcome-Prädiktor zu definieren.