Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607831
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwangere mit Gestationsdiabetes (GDM) in Berlin – Analyse möglicher Unterschiede der Perinataldaten in Abhängigkeit vom Migrationsstatus

S Podkaminskij
1   Universitätsmedizin Charité Berlin, Geburtsmedizin, Berlin, Germany
,
K Scherer
2   Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Abteilung für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Berlin, Germany
,
T Borde
3   Alice-Salomon-Hochschule Berlin, Sozialmedizinische/medizinsoziologische Grundlagen, Berlin, Germany
,
M David
2   Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Abteilung für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Berlin, Germany
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Oktober 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die BQS-/AQUA-Daten 2002 bis 2015 zeigen eine deutliche Zunahme der Häufigkeit von Gestationsdiabetes (GDM) von 1,47 auf 4,97% in Deutschland. Laut internationalen Studien haben Frauen ohne Migrationshintergrund (-MH) gegenüber Migrantinnen (+MH) ein geringeres Risiko, einen GDM zu entwickeln. Haupthypothese unserer Studie ist, dass mehr Frauen +MH eingeleitet werden (müssen). Des Weiteren vermuteten wir Unterschiede in wichtigen mütterlichen und kindlichen perinatalen Parameter in Abhängigkeit vom vorhandenen Migrationsstatus. Diese Aspekte wurden in der Bundesrepublik bisher nicht untersucht, so dass mit der Studie ein erster Beitrag zur migrantenspezifischen Versorgungsforschung von Schwangeren mit GDM geliefert wird.

Methodik:

In die prospektive Studie eingeschlossen werden lt. Fallzahlschätzung mind. 180 Patientinnen (Pat.) mit GDM, davon 90 Pat. -MH und 90 +MH. Begonnen wurde mit der Datenerhebung im Januar 2017. Ein wesentlicher Teil der Daten wird routinemäßig in einer Spezialsprechstunde für Schwangere mit GDM in unserer Klinik erfasst. Allen Pat. wird hier die Teilnahme an der Studie angeboten: (1) Ausfüllen eines mehrseitigen Fragebogens zu soziodemographischen Daten, Migration, Akkulturation und Ernährungsverhalten; (2) Erlaubnis zur Erfassung relevanter Routine-Perinataldaten; (3) Dokumentation wichtiger geburtshilflicher Zusatzdaten.

Ergebnisse:

Bisher konnten 98 GDM-Patientinnen in die Studie eingeschlossen werden (67 Pat. +MH; 31 -MH). 13 der Pat. +MH und 5 der Pat. -MH sind insulinpflichtig. Das letzte sonographische Schätzgewicht vor Geburt (n. Hadlock, 39.-40. Schwangerschaftswoche (SSW)) ist signifikant unterschiedlich: 3477 g +MH vs. 3017 g -MH (p = 0,012). Das Geburtsgewicht sowie die SSW bei Geburt zeigen letztendlich keinen statistisch relevanten Unterschied: 3554 g +MH vs. 3403 g -MH (p = 0,282) und 39,8 SSW +MH vs. 39,0 SSW -MH (p = 0,070). 73% der Frauen +MH haben bisher spontan geboren, 41% der Frauen -MH (p = 0,016). Hiervon wurden 7 +MH und 1 -MH aufgrund des GDM eingeleitet (p = 0,129).

Schlussfolgerung:

Die vorläufige Datenauswertung zeigt mehr Geburtseinleitungen bei Frauen +MH. Eine erhöhte Sectiorate lässt sich aktuell für Frauen -MH nachweisen. Diese Tendenzen müssen mit mehr Daten untermauert werden, aber könnten auf relevante Versorgungsunterschiede hindeuten. Bis Ende des Jahres wird die Rekrutierung für die Studie nahezu abgeschlossen sein, so dass diese Aussagen dann statistisch noch weiter verifiziert werden können.