Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607840
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Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Euglykäme Ketoazidose bei fortwährendem Erbrechen in der Schwangerschaft bei Typ 1 Diabetes, ein Fallbeispiel

F Weschenfelder
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Germany
,
E Schleußner
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Germany
,
T Groten
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Bei der euglykämen Ketoazidose bei schwangeren Diabetikerinnen handelt es sich um eine seltene Notfallsituation mit potentiell fatalen Folgen für Mutter und Kind. Überlebensnotwendig ist die rechtzeitige Diagnose. Die Symptomatik geht oft mit für die Schwangerschaft üblichen Beschwerden wie Unwohlsein, abdominalen Schmerzen und vermehrtem Erbrechen einher. Wegen des fehlenden Blutzuckeranstieges bei schwangeren Patientinnen wird die Ketoazidose (DKA) dann leicht übersehen, mit möglicherweise tödlichen Folgen. Insbesondere bei atypischem psychogenem oder selbstinduziertem Erbrechen kann daraus eine komplexe klinisches Problem entstehen. Wir berichten über den Verlauf von zwei konsekutiven Schwangerschaften bei einer Typ 1 Diabetikerin mit rezidivierenden Auftreten einer DKA.

Methodik:

Fallvorstellung.

Ergebnisse:

Fallvorstellung einer 23-jährigen Typ I Diabetikerin, die sich bereits im ersten Trimenon wiederholt mit ausgeprägtem Erbrechen und Oberbauchschmerzen vorstellte. Die Behandlung erfolgte unter der Diagnose einer Hyperemesis. Die durchgeführte gastrointestinale Diagnostik ergab zusätzlich den Befund einer Hiatusgleithernie mit Refluxösophagitis. In der 27. SSW stellte sie sich erneut mit exazerbiertem Erbrechen und abominalen Schmerzen im Heimatkrankenhaus vor. Bei Nahrungskarenz war dabei die Insulintherapie pausiert worden. Nach Verlegung in unser Perinatalzentrum wurde eine schwere Ketoazidose bei euklyämen Blutzuckerwerten festgestellt (pH 7,25, BE -16 mmol/l, BZ 10,8). Es kam unmittelbar nach Eintreffen der Patientin im Kreißsaal zum intrauterinen Fruchttod. Nach Diagnosestellung und adäquater Behandlung stabilisierte sich die maternale Stoffwechsellage. In der zweiten Schwangerschaft stellte sie sich bereits in der 15 SSW erneut mit starkem Erbrechen und azidoter Stoffwechsellage vor. Unter ständigem am ehesten psychogen Verursachten Episoden mit starkem Erbrechen auch während der stationären Überwachung traten im Verlauf der Schwangerschaft rezidivierend Ketoazidosen auf. Daraufhin wurde die Patientin dauerhaft stationär überwacht und konnte in der 37. SSW ein gesundes Mädchen zur spontan gebären.

Schlussfolgerung:

Eine DKA tritt bei schwangeren Diabetikerinnen in 1 – 3% der Fälle auf, 30% verlaufen euglykäm. Eine Blutgasanalyse bei schwangeren Diabetikerinnen, die sich mit unklarer Verschlechterung des Allgemeinzustandes vorstellen, sollte routinemäßig erfolgen. Der Umgang mit Ketoazidosen muss Geburtshelfern, die Diabetikerinnen betreuen, vertraut sein.