Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607879
Poster
Pränatale Diagnostik (Beratung, Screening, Ultraschall)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fetale Tachyarrhythmie – Medikamentöse Kardioversion mittels intrauteriner Adenosingabe

K Regner
1   Klinik Hallerwiese, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg, Germany
,
F Löwenberg
2   Cnopf'sche Kinderklinik, Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Nürnberg, Germany
,
M Schroth
2   Cnopf'sche Kinderklinik, Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Nürnberg, Germany
,
F Kainer
1   Klinik Hallerwiese, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Einleitung:

Fetale Tachyarrhythmien sind selten, können aber aufgrund konsekutiver Herzinsuffizienz bis zum Tod des Feten führen. Bei Nichtansprechen der oralen mütterlichen Therapie oder zunehmenden fetalen Hydropszeichen stellt die transplazentare medikamentöse Kardioversion eine Therapieoption dar.

Fallvorstellung:

Eine 33-jährige IIG/IP stellte sich mit 31+1 SSW aufgrund einer erstmalig im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge aufgefallenen fetalen Tachyarrhythmie vor. Anamnese und bisheriger Schwangerschaftsverlauf waren unauffällig. Im Ultraschall zeigte sich ein eutropher Fet mit deutlichem Aszites und diskreten Pleura- und Perikardergüssen bei ansonsten unauffälligem Herzechobefund mit supraventrikulärer Tachykardie (SVT, 1:1 Überleitung) mit einer Herzfrequenz um 290/min. Da die orale Therapie mit Flecainid (4 × 100 mg/Tag) über 6 Tage zu keiner wesentlichen Besserung des Befundes führte, erfolgte die Indikation zur medikamentösen Kardioversion mittels Applikation von Adenosin 0,6 mg über die Nabelvene. Die Dosis bezog sich analog auf die Behandlung der SVT beim Neonaten (0,2 mg/kg). Bereits am Folgetag kam es zur erneuten fetalen Tachyarrhythmie, so dass nach 3 Tagen eine weitere intrauterine Adenosingabe in gleicher Dosierung durchgeführt wurde. Dies führte schließlich zu einem dauerhaften Sinusrhythmus und rückläufigen Hydropszeichen. Die Patientin konnte unter oraler Therapie mit Flecainid entlassen werden. Die engmaschigen ambulanten Kontrollen verliefen unauffällig, so dass mit 38+6 SSW die primäre Sectio erfolgte. Das Neugeborene wurde zur weiteren Überwachung auf die Neugeborenen-Intensivstation verlegt. Nach 7 Tagen stationärer Observanz ohne Auftreten einer SVT Episode konnte das Neugeborene mit zusätzlicher Heimmonitorüberwachung entlassen werden. Im Verlauf kam es dann im Alter von 4 Wochen zu einem ersten Ereignis einer Tachykardie mit einer Herzfrequenz um 300/min, welche nach zweimaliger Adenosingabe sofort in einen Sinusrhythmus umsprang. Da in kurzem Zeitraum zwei erneute Ereignisse auftraten, wurde eine antiarrhythmische Dauerbehandlung mittels Propafenon eingeleitet. Der Säugling ist seither frei von Tachykardien.

Schlussfolgerung:

In therapierefraktären Einzelfällen kann die intrauterine Gabe von Adenosin in Analogie zur neonatologischen Intensivbehandlung beim Neugeborenen eine Therapieoption darstellen. Dadurch gelang es in diesem Fall, einen möglichen intrauterinen Fruchttod oder eine Frühgeburt zu verhindern. Der postpartale Verlauf unterscheidet sich nicht wesentlich von Kindern, die intrauterin erfolgreich mit Flecainid behandelt wurden. Die Langzeitprognose für Kinder mit diagnostizierter fetaler Tachykardie ist – wie auch in diesem Fall – als sehr gut zu bezeichnen.