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DOI: 10.1055/s-0037-1607907
Personalbefragung zur geburtsmedizinischen Versorgung von Frauen mit Migrationshintergrund in Berlin – erste Ergebnisse einer berlinweiten Onlinebefragung
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Fragestellung:
Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (MH) an der Gesamtbevölkerung Deutschlands ist in den letzten Jahren vor allem durch Neuzuwanderung um ca. 4% gestiegen und beträgt mittlerweile über 21%, was sich auf die sprachliche und sozio-kulturelle Vielfalt in den deutschen Geburtskliniken auswirkt. Es ist bekannt, dass sich medizinisches Personal in Rettungsstellen durch eingeschränkte sprachliche Kommunikation bei der Versorgung von Frauen mit MH belastet fühlt und Einschränkungen in der Qualität der Versorgung wahrnehmen. Zur Situation in der geburtsmedizinischen Versorgungliegen keine aktuellen Studien vor. Zwei Hauptforschungsfragen sollen beantwortet werden:
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Wie erlebt das medizinische Personal die Betreuung von Migrantinnen?
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Wie schätzt das medizinische Personal die Betreuungsqualität von Migrantinnen gegenüber Frauen ohne MH ein? Problemlösungsstrategien und Verbesserungsvorschläge für die Versorgung von Migrantinnen werden außerdem erfasst.
Methodik:
Die Teilnahme an der quantitativen Online-Befragung wird Hebammen und ÄrztInnen aller Berliner Geburtskliniken angeboten. Nur für eine Klinik lag dafür keine Zustimmung des Personalrats vor. Die Befragung erfolgt mittels online-Fragebogen über die Software QUAMP nach Einladung per E-Mail. Es wird eine gekürzte und für Fragestellungen der Geburtsmedizin adaptierte Version des Fragebogens von Kentenich, David, Borde „Analyse der Versorgungssituation gynäkologisch erkrankter Frauen im Krankenhaus“ (1996 – 1999) verwendet. Anhand von 35 Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten und 6 Freitext-Fragen werden die Aspekte der Kommunikation mit Patientinnen mit MH, Unterschiede in den Erwartungen von Patientinnen mit und ohne MH, Herausforderungen in der interkulturellen Interaktion und Strategien zur Bewältigung, sowie ein möglicher Schulungsbedarf behandelt. Die statistische Auswertung erfolgt anonym.
Ergebnisse:
Zum Zeitpunkt der Zwischenauswertung hatten 16 Hebammen und 42 Ärzte den Fragebögen ausgefüllt. Der Altersdurchschnitt der Befragten lag bei 36 Jahren, 88% hatten eine deutsche Staatsangehörigkeit.
Die Betreuungszufriedenheit der Frauen ohne MH wird von 25% der Befragten als sehr gut aber nur von 15% hinsichtlich der Frauen mit MH als sehr gut bewertet. Ferner wird die Hypothese bestätigt, dass sich das medizinische Personal belastet fühlt. Mehr als die Hälfte (55%) der Befragten fühlt sich eher nicht oder überhaupt nicht gut auf die Versorgung von Frauen mit MH vorbereitet. Aufgrund einer Sprachbarriere unzufrieden sind 69% der Befragten mindestens einmal pro Woche. Eine Fortbildung zur Versorgung von Immigrantinnen wünschen sich 65% der Befragten.
Schlussfolgerungen:
Das Thema Migrantenversorgung stellt eine aktuelle Herausforderung dar. Wir empfehlen dringend mehr Maßnahmen zur interkulturellen Öffnung in der Geburtsmedizin, insbesondere für qualifizierte Sprachmittlung. Ferner sollten mehr Schulungsangebote zu interkultureller Kompetenz bereitgestellt werden.