Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607915
Poster
Psychosomatik und soziale Themenschwerpunkte
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frauengesundheit in der Schwangerschaft – Bedarfsanalyse für ein Screening nach Gewalt in der Schwangerschaft

S Schulze
1   Medizinische Hochschule Brandenburg, Skills Lab, Neuruppin, Germany
,
K Baessler
2   Charite – Universitätsmedizin Berlin, Beckenbodenzentrum, Berlin, Germany
,
S Michaelis
3   Charite – Universitätsmedizin Berlin, Geburtshilfe, Berlin, Germany
,
K Wieners
4   S.I.G.N.A.L. e.V., Berlin, Germany
,
H Hellbernd
4   S.I.G.N.A.L. e.V., Berlin, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Hintergrund und Fragestellung:

Häusliche Gewalt ist ein häufiges Problem von dem auch schwangere Frauen betroffen sind. Vor der Einführung eines Routinescreenings in der Schwangerschaftsvorsorge der Charité wurde mit dieser Arbeit eine Bedarfsanalyse durchgeführt. Beobachtet wurden Häufigkeit und Formen häuslicher Gewalt.

Methode:

Im Rahmen einer Dissertation wurden in einer prospektiv angelegten Kohorten-Studie 3 Beobachtungszeitpunkte gewählt – in der Schwangerschaft, zur Geburt und 1 Jahr danach. Zum Zeitpunkt I von Juli 2009 bis Juni 2010 wurden an 107 Tagen 1000 Frauen angesprochen. Bei 118 Frauen (11,8%) wurden in einem Face-to-Face-Interview soziodemographische Daten ermittelt, sowie der Screeningfragebogen zur Erkennung von Gewalt in der Schwangerschaft bearbeitet. Dieser orientierte sich am validierten Abuse Assessment Screen. Zum Zeitpunkt II wurden anhand der PC-Akten die Daten dieser Wöchnerinnen systematisch eruiert. Zum Zeitpunkt III wurde den 118 Frauen 1 Jahr postpartal ein rückfrankierter Fragebogen zum Selbstausfüllen nach Hause geschickt. 12 wurden ausgefüllt.

Ergebnisse:

Von den 118 Frauen waren 34 (28,8%) von häuslicher Gewalt betroffen. 86 (= 73,5%) der befragten Schwangeren würden eine Routinebefragung zu Gewalterfahrungen bei allen Schwangeren befürworten. Unter den Frauen mit häuslicher Gewalt waren es 25 Frauen (80,6%). Negativ gescreente Frauen haben signifikant häufiger die Schwangerschaft geplant (p = 0,01) und das Kind war signifikant häufiger erwünscht (p = 0,02) als bei Frauen mit häuslicher Gewalt. Frauen, die Gewalt in der Schwangerschaft erleben müssen, rauchen signifikant häufiger (p = 0,04). Der „Spontanpartus“ war bei Frauen mit Kontakt zu häuslicher Gewalt signifikant häufiger (p = 0,05).

Schlussfolgerung:

Der Bedarf für ein Routinescreening in der Schwangerschaftsvorsorge der Charité ist vorhanden und wird von den befragten Frauen zum Großteil gewünscht. Seit 2010 wird jede Schwangere im Rahmen der Kreißsaalaufnahme nach häuslicher Gewalt befragt.