Pneumologie 2018; 72(01): 79-83
DOI: 10.1055/s-0037-1613659
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische Relevanz von Pasteurella multocida in Atemwegssekreten von Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen

M Jüch
1   Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin und thorakale Onkologie, Lungenklinik Lostau gGmbH, Lostau
2   Pneumologische Praxis am Ulrichplatz, Magdeburg
,
A Hentrich
1   Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin und thorakale Onkologie, Lungenklinik Lostau gGmbH, Lostau
,
HJ Achenbach
1   Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin und thorakale Onkologie, Lungenklinik Lostau gGmbH, Lostau
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Publication History

Publication Date:
16 January 2018 (online)

 

Einleitung:

Pasteurella multocida ist Bestandteil der oropharyngealen Flora von Hunden, Katzen sowie weiteren Haus- und Wildtieren. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch intensiven direkten Kontakt mit dem Tier. Neben Haut- und Weichteilinfektionen sind Manifestationen im Respirationstrakt am häufigsten.

Methoden:

Retrospektiv wurden 20.938 Atemwegssekrete und Blutkulturen aus dem Zeitraum 2011 – 2016 hinsichtlich des Nachweises von P. multocida ausgewertet. Anhand der Patientenakten und telefonischer Befragungen wurden Informationen zu Atemwegs-, Begleiterkrankungen, Krankheitsverläufen und Tierkontakt erhoben.

Ergebnisse:

In 11 der 20.938 Atemwegssekrete und keiner Blutkultur ließ sich P. multocida nachweisen. 7 Fälle konnten weiter aufgearbeitet werden. Alle Patienten wurden wegen tiefer Atemwegsinfekte behandelt und wiesen einen aktiven oder zurückliegenden Nikotinkonsum auf. Das Durchschnittsalter betrug 70 Jahre. 6/7 waren männlich. In 5 Fällen erfolgte eine antibiotische Therapie. Bei 1 Patienten gelang ein erneuter Keimnachweis. Keiner der Patienten erfüllte die Sepsiskriterien oder verstarb im Krankenhaus. In 2 Fällen konnte enger Kontakt zu Hunden und in 1 Fall zu Katzen erfragt werden. In 6 Fällen lag eine COPD mit mindestens mittelgradiger Atemwegsobstruktion vor. Bei 3 Patienten bestand ein Zustand nach Lungenkarzinom. Bronchiektasen ließen sich in 2 Fällen nachweisen. Bei einem Patienten war eine Trachealstenose mit einem Stent versorgt worden. Am häufigsten ließen sich kardiovaskuläre Komorbiditäten erheben.

Diskussion:

Die Daten stützen die Ergebnisse aus vorausgegangenen Untersuchungen, dass insbesondere ältere Patienten mit strukturellen Lungenerkrankungen zur Risikogruppe für klinisch relevante Atemwegsinfektionen mit P. multocida gehören. Eine enge Korrelation zu Tierkontakten lässt sich aus den Daten nicht ableiten. Auch die vorbeschriebenen häufigen septischen Verläufe mit hoher Mortalität fanden sich hier nicht. Da sich der Erreger lediglich in 0,5 ‰ aller Atemwegssekrete nachweisen ließ, ist allein mengenmäßig von keiner großen klinischen Bedeutung auszugehen, zumal das Bakterium von allen empfohlenen Erstlinienantibiotika zur Behandlung von Atemwegsinfekten erfasst wird und Resistenzen selten sind. Eine generelle Empfehlung zur Meidung von engem Tierkontakt bei o.g. Risikogruppe lässt sich aus den Daten nicht ableiten.