Pneumologie 2018; 72(01): 79-83
DOI: 10.1055/s-0037-1613667
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Thrombingenerierung bei Patienten mit Lungenkarzinom

P Sinn
1   Abteilung für Pneumologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
R Siegemund
2   Interdisziplinäre Internistische Intensivstation, Universtitätsklinikum Leipzig
,
S Petros
2   Interdisziplinäre Internistische Intensivstation, Universtitätsklinikum Leipzig
,
H Wirtz
1   Abteilung für Pneumologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
HJ Seyfarth
1   Abteilung für Pneumologie, Universitätsklinikum Leipzig
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
16 January 2018 (online)

 

Einleitung:

Tumorpatienten haben ein erhöhtes Risiko für Thrombembolien. Bis zu 20% der Patienten mit Lungenkarzinom erleiden eine venöse Thrombembolie im Verlauf ihrer Erkrankung. Thrombin nimmt eine Schlüsselposition im zellbasierten Gerinnungsmodell ein und ist verantwortlich für die Formierung eines stabilen Fibringerinnsels, also für die Entstehung einer venösen Thrombembolie. Die Kinetik der Thrombingenerierung ist als endogenes Thrombinpotenzial (ETP) messbar. Dieses beinhaltet die Parameter time to peak (Zeit bis zur maximalen Reaktionsgeschwindigkeit) und lag time (Zeit bis zum Start des thrombin burst). Ziel der Studie ist es, die Thrombingenerierung von Patienten mit Lungenkarzinom mit derjenigen eines Kollektivs aus gesunden Probanden zu vergleichen.

Methoden:

Im Zeitraum von 2014 bis 2015 wurden Blutproben von 101 Patienten mit der Erstdiagnose Lungenkarzinom vor Therapiebeginn entnommen und es wurde im plättchenarmen sowie im plättchenreichen Plasma das endogene Thrombinpotenzial bestimmt. Die Werte wurden den Messungen in einer Vergleichsgruppe aus 68 gesunden Blutspendern gegenübergestellt.

Ergebnisse:

Es zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Studiengruppen hinsichtlich lag time (Karzinom- vs. Kontrollgruppe) von 11,904 min. vs. 15,721 min. (p < 0,000) und hinsichtlich time to peak (Karzinom- vs. Kontrollgruppe) von 15,277 min. vs. 18,588 min. (p < 0,000). (α ≤0,05).

Diskussion:

Die signifikant kürzeren Werte für lag time und time to peak in der Karzinomgruppe zeigen eine Hyperkoagulabilität in diesem Patientenkollektiv im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Nachbeobachtung der Patienten muss noch abgeschlossen werden, um das endogene Thrombinpotenzial dem klinischen Auftreten von thrombembolischen Komplikationen im Krankheitsverlauf gegenüberzustellen. Ziel ist, das ETP zur individuellen Risikoabschätzung nutzbar zu machen. Hierzu bedarf es allerdings weiterer Forschung an größeren Patientengruppen und einer Standardisierung der Messtechnik.