Download PDF
Phlebologie 1999; 28(01): 16-22
DOI: 10.1055/s-0037-1617314
Originalarbeit
Schattauer GmbH

Bedeutung einer eingeschränkten Gelenkbeweglichkeit für den Blutabstrom aus gesunden Beinvenen

Eine phlebodynamometrische Untersuchung
Ch. Kügler
1   Klinik und Poliklinik für Angiologie Medizinische Einrichtungen der Universität, Gesamthochschule Essen (Direktor: Professor Dr. med. G. Rudofsky)
,
M. Strunk
1   Klinik und Poliklinik für Angiologie Medizinische Einrichtungen der Universität, Gesamthochschule Essen (Direktor: Professor Dr. med. G. Rudofsky)
,
G. Rudofsky
1   Klinik und Poliklinik für Angiologie Medizinische Einrichtungen der Universität, Gesamthochschule Essen (Direktor: Professor Dr. med. G. Rudofsky)
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Eingegangen: 25 November 1998

angenommen: 17 December 1998

Publication Date:
28 December 2017 (online)

    Permissions and Reprints

Zusammenfassung

An zehn venengesunden Probanden (5 Männern und 5 Frauen; Durchschnitts-alter: 25,5 ± 3 Jahre) wurde die Bedeutung der Beweglichkeit im Sprung- und Kniegelenk für den Blutrücktransport aus den Beinvenen beim Gehen phlebodynamometrisch untersucht. Die Probanden gingen auf einem Laufbandergometer (Geschwindigkeit: 1,5 km/h; keine Steigung; Gehzeit: 1 Minute) zunächst ohne Bewegungseinschränkung (Versuch I), dann mit Bewegungseinschränkung im Kniegelenk (Versuch II) und schließlich mit Bewegungseinschränkung im oberen Sprunggelenk (Versuch III). Primäre Zielvariable war der maximale venöse Druckabfall (ΔPmax) unter Belastung, sekundäre Zielvariablen die venöse Druckausgleichszeit (T0) bzw. die halbmaximale Druckausgleichszeit (Tmax1/2) nach Belastung. Der maximale Druckabfall im Beinvenensystem wurde durch die Aufhebung der Beweglichkeit im Knie- (p = 0,0323) bzw. im oberen Sprung-gelenk (p = 0,0051) signifikant reduziert. Die Verminderung von ΔPmax durch die Bewegungseinschränkung betrug für das Kniegelenk 12,0% und für das obere Sprunggelenk 21,5% (p = 0,0469). Demgegenüber wurden die venösen Auffüllzeiten (T0 und Tmax1/2) durch die Bewegungseinschränkung nicht beeinflußt (p >0,05; jeweils Vorzeichen-Rang-Test nach Wilcoxon). Diese Ergebnisse zeigen, daß Bewegungseinschränkungen im Knie- und insbesondere im oberen Sprunggelenk selbst bei venengesunden Probanden zu einer ambulatorischen venösen Hypertonie führen. Da diese ein gleichzeitig bestehendes Venenleiden aggravieren oder für sich selbst den venösen Blutabtransport stören können, sollten zur Gesamtbeurteilung der funktionellen Auswirkungen von Beinvenenerkrankungen stets die Gelenkfunktionen mitberücksichtigt werden. Dies gilt für die klinische Praxis ebenso wie für gutachterliche Fragestellungen.

Schlüsselwörter

Venendruck - Physiologie - Muskelpumpe - Gelenkpumpe - Gelenkbeweglichkeit - chronisch venöse Insuffizienz
 

  • Literatur

  • 1 CPMP Working Party On Efficacy Of Medicinal Products. EC-Note for Guidance »Good Clinical Practice for Trials on Medicinal Products in the European Community«. 1990
    PubMedGoogle Scholar
  • 2 DeBacker G. Epidemiology of chronic venous insufficiency. Angiology 1997; 48: 569-76.
    CrossrefPubMedGoogle Scholar
  • 3 Dinkel R. Venenerkrankungen, ein kostenintensives Geschehen. Phlebologie 1997; 26: 164-8.
    Google Scholar
  • 4 Ellerbroek U, Varady Z. Die Bedeutung der Wadenmuskelpumpe für den Venenabfluß aus den Beinen. Phlebol u Proktol 1978; 7: 165-70.
    Google Scholar
  • 5 Fukuoka M, Okada M, Sugimoto T. Foot venous pressure measurement for evaluation of lower limb venous insufficiency. J Vasc Surg 1998; 27: 671-6.
    CrossrefPubMedGoogle Scholar
  • 6 Gallenkemper G, Rabe E, Kreysel HW. Venöse Funktion bei Dorsalextension und Plantarflexion des Fußes – eine photo-plethysmographische Untersuchungsreihe. Phlebologie 1995; 24: 139-43.
    Google Scholar
  • 7 Gallenkemper G, Rabe E, Kreysel HW. Venöser Abfluß bei passiver Kompression verschiedener Fuß- und Unterschenkelregionen sowie bei aktiver und passiver Dorsalextension im Sprunggelenk. Phlebologie 1996; 25: 89-94.
    Google Scholar
  • 8 Hach W, Langer CH, Schirmers U. Das arthrogene Stauungssyndrom. Vasa 1983; 12: 109-16.
    Google Scholar
  • 9 Lentner A. Beweglichkeit im oberen und unteren Sprunggelenk bei fortgeschrittener chronischer Veneninsuffizienz. Phlebologie 1994; 23: 149-55.
    Google Scholar
  • 10 May R, Kriessmann A. Periphere Venendruckmessung. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 1978
    Google Scholar
  • 11 Partsch H. Venendruckmessung in der Phlebologie. Der Hautarzt 1981; 32: 53-8.
    PubMedGoogle Scholar
  • 12 Rabe E, Berg D, Gerlach H, Seycek J, Stem-mer R, Wienert V. Leitlinien zur venösen Diagnostik mit der Licht-Reflexions-Rheographie/Photoplethysmographie. Phlebologie 1996; 25: 259-60.
    Google Scholar
  • 13 Ruckley CV. Socioeconomic impact of chronic venous insufficiency and leg ulcers. Angiology 1997; 48: 67-9.
    CrossrefPubMedGoogle Scholar
  • 14 Rudofsky G. Untersuchungen zur Epidemiologie, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie venöser Erkrankungen. Vasa 1980; Suppl. 7: 1-48.
    Google Scholar
  • 15 Smith PDC. The microcirculation in venous hypertension. Vascular Medicine 1997; 2: 203-13.
    CrossrefPubMedGoogle Scholar
  • 16 Schmeller W. Pathophysiologie der venösen Makrozirkulation bei chronischer Veneninsuffizienz und arthrogenem Stauungssyndrom. Phlebologie 1992; 21: 46-51.
    Google Scholar
  • 17 Staubesand J, Heisterkamp T, Stege H. Über die Wirkung aktiver und passiver Bewegungen im oberen Sprunggelenk für den venösen Rückstrom. Phlebologie 1993; 22: 264-71.
    Google Scholar
  • 18 Staubesand J, Li Y. Begriff und Substrat der Fasziensklerose bei chronisch-venöser Insuffizienz – Ultrastrukturelle Untersuchungen an der Fascia cruris. Phlebologie 1997; 26: 72-9.
    Google Scholar
  • 19 Varady Z. Stellenwert der Phlebodynamometrie als meßbare Voraussage vor der Therapie. Phlebol u Proktol 1987; 16: 70-3.
    Google Scholar