Zusammenfassung
Menschen mit chronischer, motorisch kompletter Querschnittlähmung weisen einen ausgeprägten
subläsionalen Abbau der Knochenmineraldichte auf. Die klinische Bedeutung dieses Knochenabbaus
liegt in einem erhöhten Risiko für Frakturen der unteren Extremitäten. Daher ist es
von klinischer Relevanz, die Knochenfragilität bei Querschnittgelähmten zu reduzieren.
Richtlinien für die Therapie einer querschnittassoziierten Osteoporose sind bislang
ausstehend. Daher ist es das Ziel der Arbeitsgruppe Osteoporose der Deutschsprachigen
Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie (DMGP), in diesem Artikel entsprechende
Empfehlungen zu formulieren. Basierend auf wissenschaftlichen Studien kann der Einsatz
eines Elektrostimulationinduzierten Fahrradtrainings zur Therapie einer Osteoporose
in den unteren Extremitäten von Personen mit chronischer Querschnittlähmung erwogen
werden. Die Gabe von Bisphosphonat in Kombination mit Kalzium scheint zudem das Potenzial
zu haben, die Knochenresorption bei Männern mit chronischer Querschnittlähmung zu
reduzieren. Es muss beachtet werden, dass diese Empfehlungen auf einer beschränkten
Studienlage basieren. Weiterführende Studien sind demzufolge notwendig, um insbesondere
die Empfehlung für eine Anwendung von Bisphosphonat zur Therapie einer querschnittassoziierten
Osteoporose zu erhärten.
Summary
Individuals with chronic motor and sensory complete spinal cord injury (SCI) suffer
from a distinct sublesional bone loss. The clinical relevance of this sublesional
bone loss consists of an increased risk for lower extremity fractures. Therefore,
the reduction of bone fragility in individuals with SCI is of clinical importance.
So far, recommendations for the therapy of osteoporosis in individuals with SCI are
missing. It is therefore the aim of the osteoporosis working group of the German speaking
medical society for paraplegia (DMGP) to formulate recommendations in this regard.
Based on the literature, the use of electrostimulation-induced cycling training (at
least three times a week) can be considered an effective therapy for SCI related osteoporosis.
The administration of bisphosphonates in combination with calcium and vitamin D seems
to have the potential to reduce bone resorption. However, these recommendations are
based on limited knowledge, i. e. observation periods of up to two years and small
numbers of participants (up to 26 in the interventional group). Therefore, further
studies are needed, particularly to confirm the effectiveness of bisphosphonates for
the treatment of SCI related osteoporosis.
Schlüsselwörter
Querschnittlähmung - Osteoporose - Elektrostimulation - Bisphosphonate
Keywords
Spinal cord injury - osteoporosis - electrical stimulation - bisphosphonates