Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2007; 35(03): 177-187
DOI: 10.1055/s-0038-1622615
Hund/Katze

Strukturelle Besonderheiten der Nase brachyzephaler Hunderassen in der Computertomographie

Artikel in mehreren Sprachen: deutsch | English
T. H. Oechtering
1   Aus der Klinik für Keintiere (Direktor: Prof. Dr. G. U. Oechtering) der Universität Leipzig
,
G. U. Oechtering
1   Aus der Klinik für Keintiere (Direktor: Prof. Dr. G. U. Oechtering) der Universität Leipzig
,
C. Nöller
1   Aus der Klinik für Keintiere (Direktor: Prof. Dr. G. U. Oechtering) der Universität Leipzig
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Zusammenfassung:

Gegenstand und Ziel: Kurzköpfige Hunde erfreuen sich seit Jahren zunehmender Beliebtheit. Übertriebene und falsche Zuchtauslese hat jedoch zu einer Überbetonung der Brachyzephalie und zum fast völligen Verlust der Nase geführt. Diese strukturelle Fehlbildung bedingt eine gravierende Funktionsstörung der Atmung und damit das brachyzephale Atemnotsyndrom (BAS). In dieser Studie sollten die anatomischen Besonderheiten der brachyzephalen Nase computertomographisch untersucht und mit der normozephalen Nase verglichen werden. Material und Methoden: Untersucht wurden 23 brachyzephale Hunde (11 Möpse, sieben Französische Bulldoggen, fünf Englische Bulldoggen) und als Referenz ein normozephaler Deutscher Schäferhund. Von allen Tieren wurden CT-Schnittbildserien analysiert. Zunächst wurde eine Bildserie mit vergleichenden Darstellungen beider Nasentypen erstellt. Um die strukturellen Unterschiede zum Normozephalen und innerhalb der brachyzephalen Rassen darzustellen, erfolgte die Erfassung und Ableitung anatomischer Kenngrößen. Ergebnisse: Die extreme Verkürzung des Gesichtsschädels und damit auch der Nasenhöhle führt zu einer abnormen Konfiguration der Conchen. Zwei Haupttypen aberrant wachsender Nasenmuscheln werden beschrieben: 1. Nach rostral ziehende, die Nasengänge verlegende aberrante Conchen (RAC) und 2. nach k(c)audal wachsende, die Choanen verlegende aberrante Conchen (CAC). Zudem fallen diese Muscheln durch ihren geringen Verzweigungsgrad und ihre plumpe Lamellenbildung auf. Die Schädelvermessung zeigt charakteristische Unterschiede zwischen den brachyzephalen Hunderassen. Der Mops hat im Vergleich einen noch kürzeren Gesichtsschädel als Französische und Englische Bulldoggen. Schlussfolgerung: Die in dieser Arbeit erstmalig bei brachyzephalen Hunden beschriebenen schwerwiegenden intranasalen Fehlbildungen sind Grundlage für ein neues pathophysiologisches Verständnis des BAS. Klinische Relevanz: Die genaue Strukturanalyse von aberranten, stenosierenden Conchen (RAC, CAC) ist unabdingbare Voraussetzung für die Entwicklung einer intranasalen chirurgischen Therapie des BAS in Form der partiellen laserassistierten Turbinektomie (LATE-Therapie).



Publikationsverlauf

Eingereicht: 27. März 2007

Angenommen: 07. Mai 2007

Artikel online veröffentlicht:
05. Januar 2018

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