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DOI: 10.1055/s-0038-1622742
Fallvorstellung eines dissoziativen Anfalls einer IV-Gravida III-Para in 37+4 Schwangerschaftswochen
Publication History
Publication Date:
19 February 2018 (online)
Methoden:
Der klinische Fall wurde aufgearbeitet. ICD-10-Klassifikation und Lehrbuchliteratur wurden berücksichtigt, sowie eine selektive Literaturrecherche in PubMed mit Fokus auf Übersichtsarbeiten von 1967 – 2017 durchgeführt.
Ergebnisse:
Vorstellung einer 38-jährigen IV-Gravida III-Para in 37+4 SSW mit epigastrischen Schmerzen und Dyspnoe. Bei plötzlicher unklarer Vigilanzminderung erfolgte eine CCT/Angio-CT-Diagnostik mit unauffälligem Befund. Vitalparameter, Drogenscreening, und CTG waren unauffällig. Anamnestisch keine Hinweise auf vorausgegangene Epilepsie oder dissoziative Zustände. Wegen zunehmender neurologischer Symptomatik und des kritischen Zustands erfolgte die Verlegung ins NK. Nach spontanem Aufklaren der Patientin Angabe von Wehentätigkeit, bei bereits zuvor geplanter Re-Re-Re-Sectio. Im NK erfolgte die S.C. Die Pat. war nach dieser völlig unauffällig. Die weitere neurologische Diagnostik erbrachte die Verdachtsdiagnose F44.5 „dissoziativer Anfall“. Kennzeichen dissoziativer Störungen sind Verlust der Integration von Vergangenheits-und Identitätsbewusstsein, Ausfälle von Sensibilität/Motorik bei fehlender somatischer Ursache und zeitlichem Zusammenhang zu intrapsychischer Belastung. Die Prävalenz dissoziativer Anfälle liegt bei 2 – 33/100 000, häufig assoziiert mit Persönlichkeits-, depressiven und Angststörungen. 70% der Betroffenen sind Frauen. Diagnostisch sind Anamnese, klinische Untersuchung mit psychopathologischem Befund, EEG-Diagnostik entscheidend. Dissoziative Störungen gelten als Ausdruck emotionaler Konflikte und beziehen sich auf das subjektive Konzept einer körperlichen Erkrankung, oft liegen traumatische Erfahrungen vor. Therapieansätze umfassen psychotherapeutische Interventionen mit Anpassung der Behandlungsziele/-Methoden bei heterogenen Ursachen.
Schlussfolgerungen:
Die differentialdiagnostische Kenntnis psychischer Störungen und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind wichtig für die adäquate Behandlung und Therapie der Betroffenen.