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DOI: 10.1055/s-0038-1622756
Versorgungssituation weiblicher Opfer sexualisierter Gewalt an der Charité und Vorgehensweisen bei der Erstversorgung von weiblichen Stuprum-Opfern an deutschen Universitäts-Frauenkliniken
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
19. Februar 2018 (online)
Einleitung:
Folgen sexualisierter Gewalt sind psychische und somatische Erkrankungen sowie psychosoziale Auswirkungen. Eine Studie soll nun (1) einerseits die Versorgungssituation von weiblichen Opfern nach sexualisierter Gewalt insbes. Stuprum an der Charité darstellen und (2) andererseits einen Überblick über verschiedene Vorgehensweisen bei der Erstversorgung von weiblichen Stuprum-Opfern an deutschen Universitäts-Frauenkliniken geben. Es sollen Verbesserungsmöglichkeiten für die Abläufe bei der Erstversorgung und Begutachtung aufgezeigt werden.
Methoden:
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In einer retrospektiven Fallanalyse werden die Daten von allen Patientinnen über 16 Jahren, die nach einer polizeilichen Anzeige einer Sexualstraftat in einer der Charité Rettungsstellen versorgt und begutachtet wurden, erfasst. Die Begutachtung der Patientinnen erfolgt an der Charité seit 2010 mittels eines Stuprum-Kits. Zeitraum der Erhebung ist 01.01.2011 – 31.06.2016. Die Auswertung umfasst den Ärztlichen Befundbogen des Kits mit bspw. Angaben über die Wartezeit, zum Tathergang und zur Durchführung der Postexpositionsprophylaxe.
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Im Oktober 2017 wurden alle 35 Universitäts-Frauenkliniken in Deutschland zum Vorgehen bei Erstversorgung von weiblichen Stuprum-Opfern befragt (u.a. Nutzung standardisierter Untersuchungsbögen, Angebot der anonymisierten Spurensicherung und Kooperation mit Beratungsstellen).
Ergebnisse:
Die Erhebung der Daten sowohl der retrospektiven Fallanalyse (bisher 511 Patientinnen erfasst) als auch der Befragung ist derzeit im Gange.
Vorläufige Schlussfolgerungen:
Ausgehend von einem psychosomatischen Krankheitsmodell ist anzunehmen, dass bei der Erstversorgung von Betroffenen sexualisierter Gewalt Interventionsmöglichkeiten, die auf der psychischen und sozialen Ebene ansetzen nicht ausreichend ausgeschöpft werden. Nach sexualisierter Gewalt ist eine an die psychische und soziale Situation angepasste Erstversorgung wegweisend für den posttraumatischen Verlauf.