Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2012; 40(03): 182-185
DOI: 10.1055/s-0038-1623116
Kommentar
Schattauer GmbH

Anmerkungen zu den „Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antimikrobiell wirksamen Tierarzneimitteln“ (Antibiotika-Leitlinien)

Comments on the Guidelines for the Prudent use of Antibacterial Veterinary Pharmaceuticals (Guidelines for Antibiotics)
W. Hansen
1   Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Hansen, Starnberg
,
M. Kietzmann
2   Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
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Publikationsverlauf

Eingegangen: 02. Mai 2012

Akzeptiert: 02. Mai 2012

Publikationsdatum:
06. Januar 2018 (online)

Zusammenfassung

Die Bundestierärztekammer und die Arbeitsgruppe Tierarzneimittel (AGTAM) der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz haben 2010 die Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antimikrobiell wirksamen Tierarzneimitteln in aktualisierter Fassung veröffentlicht. Für Tierärzte besteht Therapiefreiheit, doch muss eine Behandlung dem aktuellen Stand der Veterinärmedizin entsprechen. Der aktuelle Stand der Wissenschaft kann unterschiedliche Interpretationen umfassen, sofern diese von einer anerkannten Hochschule oder sonstigen Personen in der Wissenschaft vertreten werden. Der Stand der veterinärmedizinischen Wissenschaft wird nicht allein durch die Antibiotika-Leitlinien, sondern durch die gesamten anerkannten wissenschaftlichen Veröffentlichungen bestimmt. Die Antibiotika-Leitlinien haben keinen Gesetzescharakter. Sie definieren die optimale Vorgehensweise bei der Anwendung von Antibiotika, können aber nicht unmittelbar „Mindestanforderungen bei der Anwendung von Antibiotika bei Tieren“ festlegen. Grundlage der tierärztlichen Behandlung ist die klinische Untersuchung im konkreten Fall. Die weiterführende Labordiagnostik (Erregernachweis und Antibiogramm) stellt ein Hilfsinstrument dar, das im Ermessen und nach Erforderlichkeit durch den Tierarzt genutzt wird. Wie anhand von Beispielen aufgezeigt wird, lässt sich nicht bei jedem klinischen Fall eine Sensitivitätstestung der Erreger vornehmen. Es erscheint wünschenswert, die tierartspezifischen Teile vom allgemeinen Teil der Leitlinien abzutrennen und weiter auszuformulieren, wobei die Regeln der evidenzbasierten Medizin angewendet werden sollten.

Summary

In 2010 the German Bundestierärztekammer (Federal Chamber of Veterinarians) and the AGTAM (Working Group “Veterinary Pharmaceuticals”) published the Guidelines for the prudent use of antibacterial veterinary pharmaceuticals in an updated version. Within the limits of therapeutic freedom, veterinarians are committed to take into account the latest scientific findings in veterinary medicine. These findings may, however, include conflicting interpretations if such an approach is expressed by an accredited university or anywhere else in the field of science. Hence, the state of science in veterinary medicine is not only defined by the Guidelines for Antibiotics, rather, the complete recognized scientific literature has to be considered. The Guidelines for Antibiotics are not legally-binding rules. They define the best approach and not the minimum standard for the use of antibiotics. The clinical examination provides the basis for medical treatment in each specific case. Further laboratory diagnostics represent an additional supportive instrument that is used by the veterinarian at his discretion depending on the necessity. Laboratory tests of bacterial sensitivity (identification of pathogens and antibiogram) may become necessary within the framework of diagnostics. As examples demonstrate, laboratory tests of bacterial sensitivity cannot be performed in every clinical case. It appears to be desirable to further discuss the use of antibacterial veterinary pharmaceuticals in the species-specific attachments in more concrete and specific terms, taking into consideration the standards of evidence-based medicine.

 
  • Literatur

  • 1 Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln – mit Erläuterungen. 2. Erweiterte und überarbeitete Ausgabe, Juli 2010, publiziert als Beilage zum Deutschen Tierärzteblatt 10/2010.