Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2014; 42(05): 297-303
DOI: 10.1055/s-0038-1623239
Übersichtsartikel
Schattauer GmbH

Torsio uteri beim Rind – Therapie und Folgen für das Kalb und die Kuh

Uterine torsion in cattle – therapy and consequences for calf and cow
E. Erteld
1   Klinikum Veterinärmedizin, Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen, Astana, Kazakhstan
,
J. Krohn
1   Klinikum Veterinärmedizin, Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen, Astana, Kazakhstan
,
I. T. Dzhakupov
2   Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen S. Seifullin Kazakh Agro Technical University, Astana, Kazakhstan
,
A. Wehrend
1   Klinikum Veterinärmedizin, Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen, Astana, Kazakhstan
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Publication History

Eingegangen: 08 July 2014

Akzeptiert nach Revision: 01 September 2014

Publication Date:
05 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Ziel dieser Arbeit ist, den derzeitigen Stand der Literatur über die Therapie der Torsio uteri sowie die Folgen für Kuh und Kalb darzustellen. Material und Methode: Ausgewertet wurde die Literatur, die in Online-Suchportalen (Pub Med, Medline) und veterinärmedizinischen Fachzeitschriften sowie einschlägigen Lehrbüchern zur Verfügung steht. Ergebnisse: Die Therapie besteht zunächst im Versuch der Retorsion des Uterus, wobei direkte und indirekte Retorsionsmethoden zur Verfügung stehen, deren Anwendung nach Lage des Falles entschieden werden muss. Danach erfolgt in der Regel die Entwicklung des Kalbes, die entweder per vias naturales oder per Schnittentbindung durchgeführt wird. Das Bestehen einer Torsio uteri führt immer zu einer Dystokie, wobei Dauer und Drehungsgrad einen starken Einfluss auf den Verlauf der Geburt nach erfolgter Retorsion haben, sofern diese gelingt. Die Prognose ist ebenfalls maßgeblich von den beiden genannten Faktoren abhängig und kann zwischen günstig bis infaust variieren. Die Vitalität des Kalbes schwankt je nach ausgewerteter Literatur stark (14–90%), wobei die Überlebensrate unter Praxisbedingungen höher liegt als in Kliniken. Bezüglich der Folgen der Erkrankung auf das Puerperium kommen alle Facetten zwischen geringgradigen Involutionsstörungen des Uterus bis hin zu tödlichen Komplikationen vor. Der Einfluss auf die weitere Fertilität betroffener Tiere hängt vom Verlauf der Geburt und bestehenden Sekundärkomplikationen ab. Das Risiko für Störungen der Elektrolythomöostase ist erhöht (ca. 50%), ebenso das für Geburtsverletzungen (ca. 20%). Die Häufigkeit einer Retentio secundinarum nach einer Torsio uteri wird sehr unterschiedlich angegeben mit einer Rate zwischen 3% und 52%.

Summary

Aim: To summarize the available literature on the therapy of uterine torsion in cattle and the consequences for cow and calf. Material and methods: Analysis of the literature using electronic libraries (PubMed, Medline), German veterinary medical journals and obstetrical textbooks. Results: The therapy includes the attempt to rotate the uterus back into its physiological position. Direct and indirect methods of retorsion are available and applied according to the case conditions. Subsequently, the extraction of the calf can be performed via vaginal delivery or caesarean section. The presence of uterine torsion always leads to dystocia. Following a successful retorsion, the time and degree of uterine torsion strongly influence the progress of the birth. The prognosis also depends on the aforementioned factors and varies between good to unsuccessful. The vitality of the calf displays great variation depending on the literature (14–90%), however, is generally greater under field than clinical conditions. Focussing on the puerperal development of the cow, all grades from mild irritations of the uterine involution to fatal complications occur. The influence on fertility depends on the progress of the birth and existing secondary complications. The risk for electrolyte disturbances is increased (approximately 50%) as is the risk of birth-associated injuries (approximately 20%). The incidence of placental retention varies widely between different authors (3–52%).