Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(01): 83-92
DOI: 10.1055/s-0038-1625072
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Qualitätssicherung in der außerklinischen Geburtshilfe

A Wiemer
1   GGGB, Berlin
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Publication Date:
11 January 2018 (online)

 

Der Anteil außerklinisch beendeter Geburten (n = 1.105) lag für 2015 in Berlin im Bezug zu allen Lebend-und Totgeborenen (n = 38.209) bei 2,9% und damit ca. doppelt so hoch wie im übrigen Bundesgebiet. Von den 1.449 geplanten außerklinischen Geburten wurden 316 (21,8%) sub partu verlegt und in der Klinik beendet. Die Daten dieser 316 Fälle finden sich somit in beiden Statistiken, der außerklinischen sowie der klinischen Perinatalerhebung, denn die QUAG erhebt die Daten zur Geburtsbeendigung und zum Outcome von Mutter und Kind auch nach einer Verlegung.

Die Verlegungsrate ist in Berlin um 5,6% höher als im Bundesgebiet. Die Ursachen liegen darin, dass Berlin den größten Anteil von Geburten in Geburtshäusern mit 79,8% (n = 1.157) versus 20,2% (n = 292) Hausgeburten im Vergleich mit allen anderen Bundesländern hat und damit verbunden einen größeren Anteil von Erstgebärende (49,3%) als gegenüber dem Bundesgebiet (37,6%).

Trotz der erhöhten Verlegungszahl ist die Rate an sekundären Sectiones mit 6,1% (n = 88) in Berlin nur um 0,7% gegenüber dem Bundeswert mit 5,4% erhöht. 147 Frauen konnten auch nach der Verlegung spontan gebären und 78 wurden vaginal-operativ entbunden. Unabhängig vom letztendlichen Geburtsort beträgt die Rate der Spontangeburten 88,4% und die der vaginal-operativen Geburten 5,5%. Diesen Ergebnissen liegt die Anwendung von Auswahlkriterien für/gegen eine Geburt außerhalb der Klinik zu Grunde, denn hier werden eher gesunde Schwangere begleitet.

Zur perinatalen Mortalität: Zum einen können durch kleine Fallzahlen prozentuale Aussagen für ein Bundesland nur unter Vorbehalt seriös sein, zum anderen werden die Daten außerklinischer Geburten bis zu 28 Tage p.p. erfasst und somit faktisch alle Fälle bis zum 7. LT verstorbene Kinder. Alle Fälle werden als sentinel event auf der jährlichen QUAG-Beiratssitzung besprochen. Dabei zeigt sich unter anderem, dass sich auch Frauen mit infauster Prognose für ihr Kind für eine Geburt außerhalb der Klinik entscheiden. In Berlin wurden im Jahr 2014 zwei Kinder (0,14%) von 1.387, 2015 vier Kinder (0,29%) von 1.357 und in 2016 ein Kind (0,07%) von 1.448 für die p.M. erfasst. Für die drei Jahre zusammen ergibt sich eine Rate von 0,17% bei 4.192 außerklinisch begonnen Geburten. Auf Bundesebene mit ausreichend hohen Fallzahlen liegt der Anteil mit 1 – 2 verstorbenen Kindern bei 1.000 betreuten Geburten (inklusive verlegter Geburten und in Klinik geborener Kinder) seit Jahren konstant niedrig.