Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(01): 55
DOI: 10.1055/s-0038-1625768
Sitzung 3
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Physikalische Therapie der Gelenks- und Hautmanifestationen bei Psoriasis

E Mur
1   Research Unit für Orthopädische Physiotherapie, UMIT, Eduard-Wallnöfer-Zentrum 1, Hall, Österreich sowie Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Universitätsklinikum Innsbruck, Innsbruck, Österreich
,
C Wiederer
2   Klinikum am Kurpark, Baden, Österreich
3   Das Kurhaus Bad Gleichenberg, Bad Gleichenberg, Österreich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. Februar 2018 (online)

 

Das Krankheitsbild der Psoriasis stellt eine Dermatose dar, die im Sinne einer Systemerkrankung insbesondere auch den Bewegungsapparat, die Augen sowie das Kreislaufsystem betreffen kann. Für die Hautveränderungen bei Psoriasis werden aus dem Spektrum der physikalischen Therapiemaßnahmen vor allem Verfahren aus dem Bereich der Lichttherapie in Kombination mit begleitenden Anwendungen zum Einsatz gebracht. In Anlehnung an die bewährten Behandlungen am Toten Meer hat sich die Hautkur in Bad Gleichenberg gut bewährt, bei der im Sinne eines multimodalen Vorgehens die Hautmanifestationen der Psoriasis mit einer Kombination von Soleanwendungen (12%-ig als Teil- oder Vollbad) und UV-Bestrahlungen (UV-B mit 311nm) in Verbindung mit regelmäßiger Hautpflege mittels Salbenverbänden therapiert werden. In Anbetracht der unterschiedlichen Ausprägung der Hautveränderungen ist unbedingt darauf zu achten, die Einstiegsdosis der Bestrahlung für jeden Patienten individuell festzulegen und andererseits die Veränderungen der Haut unter Therapie genau zu beobachten, um die meist sinnvolle Dosissteigerung optimal an das Hautbild anpassen zu können. Begleitet wird dieses Basis-Behandlungskonzept von Bewegungstherapie und falls erforderlich auch dem Einsatz der Ganzkörper-Kältekammer, die von den Patienten insbesondere als juckreizreduzierend wahrgenommen wird, woraus resultierend weniger Kratzeffekte zu bemerken sind. Die physikalischen Therapieansätze werden durch psychologische Betreuung und diätologische Empfehlungen ergänzt.

Wie die Hautveränderungen können auch die Gelenksveränderungen bei Psoriasis ein vielfältiges Erscheinungsbild zeigen und sowohl die peripheren Gelenke als auch das Achsenskelett betreffen. Je nach deren Verteilungsmuster und Aktivität ist dabei eine individuelle Gestaltung der physikalischen Therapiemaßnahmen vorzusehen. Beim Befall peripherer Gelenke hat sich für akute Phasen der Einsatz von Kältetherapie bewährt, um die Schmerzen zu lindern und die entzündliche Aktivität zu reduzieren. Mit derselben Zielsetzung kann dann auch analgetische Elektrotherapie zum Einsatz kommen. Im schubfreien Intervall können sich demgegenüber moderat dosierte Anwendungen aus dem Bereich der Wärmetherapie, wie z.B. Peloide, als hilfreich erweisen. In allen Phasen der Erkrankung kommt Bewegungstherapie eine zentrale Rolle in der Therapieplanung zu, wobei immer die zum Teil reduzierte Belastbarkeit der Gelenke zu berücksichtigen ist. Dies gilt auch bei Vorliegen einer psoriatischen Spondylarthritis bei der einer Tendenz zur Einsteifung der Wirbelsäule konsequent entgegengewirkt werden muss. Begleitend sollte dabei auch Atemtherapie in den Therapieplan integriert werden, um eine Einschränkung der Atemfunktion zu verhindern. Schon zu Beginn der Erkrankung sollte eine umfassende Information des Patienten über Gelenkschutzmaßnahmen erfolgen. Je nach Verlauf der Gelenkbeteiligung kann sich auch eine Hilfsmittelversorgung als nötig erweisen. In Ergänzung zu Medikation und allgemeinen Maßnahmen kommt physikalischen Therapieverfahren weiterhin eine wichtige Rolle im Rahmen einer umfassenden Behandlung bei Psoriasis zu.