Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(01): 55-56
DOI: 10.1055/s-0038-1625769
Sitzung 3
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neue medikamentöse Optionen bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen

R Puchner
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Publication Date:
15 February 2018 (online)

 

Die Entwicklung neuer Medikamente, im Besonderen von Biologika, hat die Behandlung entzündlicher Gelenkerkrankungen im 21. Jahrhundert entscheidend verbessert. Während man in den 1990ger Jahren zufrieden war, durch eine Basistherapie eine Verringerung der Anzahl geschwollener Gelenke zu erreichen, ist das Behandlungsziel heute die Remission bzw. die Beschwerdefreiheit. Voraussetzung für einen optimalen Krankheitsverlauf ist bei der rheumatoiden Arthritis eine frühzeitige Diagnostik und Therapie, idealerweise innerhalb von drei Monaten nach Krankheitsbeginn (window of opportunity). Die korrekte Indikationsstellung, die Überwachung der Therapie und die Sensibilität für auch seltene aber mögliche schwerwiegende Nebenwirkungen haben die Führung und Behandlung von Patienten mit Gelenkerkrankungen komplexer und aufwendiger gemacht. Dazu kommen die enormen Kosten einer Behandlung und die damit einhergehende Verpflichtung gegenüber den Sozialversicherungsträgern. Eine wichtige Voraussetzung für eine rasche Diagnose und zeitgerechte Therapie ist eine enge Kooperation zwischen Allgemeinmedizinern und Rheumatologen. Die zunehmende Kenntnis über die Rolle von Zytokinen in der Pathogenese entzündlicher Erkrankungen führte zur Entwicklung von Medikamenten (Biologika), die gegen diese Zytokine gerichtet sind und deren Wirkung blockieren bzw. neutralisieren können. Gerade durch den frühzeitigen Einsatz haben sich der Krankheitsverlauf und die Progression einer entzündlichen Gelenkerkrankung entscheidend verändert und die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten konnte in vielen Aspekten gebessert werden. Die Wahl des Biologikums hängt von der Diagnose ab, wird beeinflusst von Leitlinien, Erfahrung und naturgemäß auch von Begleitkrankheiten (latente TBC etc.) und dem Patientenwunsch. Ökonomische Aspekte werden durch die Etablierung der kostengünstigeren Biosimilars eine Rolle spielen. Biosimilars werden unser Gesundheitssystem entlasten und in wirtschaftlich schwachen Ländern werden mit den Biosimilars wirkungsvolle Medikamente zunehmend mehr Menschen mit Autoimmunerkrankungen zur Verfügung stehen. Trotz der in den meisten Situationen guten Wirksamkeit von Biologika und Biosimilar ist weiterhin Respekt und Vorsicht gefordert. Es müssen die potentiellen Nebenwirkungen bedacht werden; die Gefahr der Reaktivierung einer Tuberkulose oder das Auftreten von schweren Infekten. Die Behandlung ist in den letzten 15 Jahren viel besser aber auch viel aufwendiger geworden. Neue wirkungsvolle Medikamente, die Januskinase-Hemmer, sind seit kurzem in der EU zugelassen. Diese sind in der Wirkstärke, entsprechend den vorliegenden Studiendaten, den Biologika gleichwertig. Sie werden im Gegensatz zu Biologika, die subkutan oder intravenös appliziert werden, in Tablettenform eingenommen.