Nervenheilkunde 2004; 23(04): 217-221
DOI: 10.1055/s-0038-1626371
Original- und Übersichtsarbeiten - Original and Review Articles
Schattauer GmbH

Teratogenität der Antiepileptika

The teratogenicity of anticonvulsant drugs
W. Fröscher
1   Abteilung für Neurologie und Epileptologie/Epilepsiezentrum Bodensee, Die Weissenau (Abt. Psychiatrie I der Universität Ulm), Ravensburg-Weissenau
,
R. Weber
1   Abteilung für Neurologie und Epileptologie/Epilepsiezentrum Bodensee, Die Weissenau (Abt. Psychiatrie I der Universität Ulm), Ravensburg-Weissenau
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Publication Date:
18 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Das Missbildungsrisiko für Kinder von Müttern mit Epilepsie, die während des 1. Schwangerschaftsdrittels Antiepileptika einnehmen, ist gegenüber der Allgemeinbevölkerung um das 2bis 3fache erhöht. Diese Zahlen beziehen sich auf die so genannten »großen« Missbildungen. In der Allgemeinbevölkerung kommen große Missbildungen bei 1,8-3% (0,4-6,4%) der Kinder vor. In der gleichen Größenordnung liegt das Risiko für Kinder von Müttern mit Epilepsie ohne Antiepileptika-Einnahme im 1. Trimenon. Bei einer antiepileptischen Monotherapie betrug in verschiedenen Studien das Risiko großer Missbildungen für Kinder von Müttern mit Epilepsie 3,34,5% und bei einer Kombinationstherapie 5,7-9%. Diese Angaben beziehen sich überwiegend auf Beobachtungen mit den »alten« Antiepileptika. Die Zahl der Schwangerschaften, bei denen die Mütter »neue« Antiepileptika einnahmen, ist noch zu klein, um ein erhöhtes Teratogenitätsrisiko dieser Substanzen sicher ausschließen zu können.

Wenn auf eine antiepileptische Behandlung während des Trimenons der Schwangerschaft nicht verzichtet werden kann, wird von den alten Antiepileptika bevorzugt Carbamazepin (oder auch Phenobarbital) in möglichst niedriger Dosierung als Monotherapie eingesetzt. Von den neuen Antiepileptika ist nach derzeitigem Wissensstand Lamotrigin als Monotherapie zu bevorzugen.

Summary

Anticonvulsant drugs have been shown to induce a two to three-fold increase in the rate of »major« malformations in infants with maternal first-trimester drug exposure. The incidence of major congenital malformations is 1.8-3% (0.4-6.4%) for the general population; in infants of mothers with epilepsy not exposed to anticonvulsant drugs during the first trimenon of pregnancy the incidence is in the same range. The frequency of malformations was higher in infants exposed to two or more anticonvulsant drugs than in infants exposed to one anticonvulsant drug (5.7-9% vs 3.3-4.5%). These percentages refer above all to the »old« anticonvulsant drugs. Up to now the number of reported pregnancies with exposure to »new« anticonvulsant drugs is not large enough to determine whether there is an increased risk of adverse outcome with fetal exposure to these compounds.

If antiepileptic drug treatment is unavoidable during the first trimenon of pregnancy the preferable old drugs for a low dose monotherapy are carbamazepine or eventually phenobarbital. The preferable new drug, at this time, is lamotrigine.