Kinder- und Jugendmedizin 2012; 12(01): 54-59
DOI: 10.1055/s-0038-1629177
Kinderzahnheilkunde
Schattauer GmbH

Videobasierte Kommunikationsanalyse der zahnärztlichen Patientenführung bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen

Video-based analysis of communication of behaviour guidance for pediatric dental patients with mental disorders
K. Schmied
1   Universitätsklinikum Jena, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde
,
P. Faßheber
2   Georg-August-Universität Göttingen, Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie, Abt. Wirtschafts- und Sozialpsychologie
,
R. Heinrich-Weltzien
1   Universitätsklinikum Jena, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde
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Publication History

Eingereicht am:04 October 2010

angenommen am:26 October 2010

Publication Date:
27 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Etwa jedes fünfte Kind in Deutschland wird als psychisch auffällig eingestuft. Aufgrund einer begrenzten Kooperationsbereitschaft von Kindern mit psychischen Störungen könnten sich während ihrer Behandlung erhöhte Anforderungen an die kommunikativen Fähigkeiten des Zahnarztes ergeben. Zur Prüfung dieser Hypothese wurde ein kommunikationspsychologisches Auswertungsverfahren an-hand von Video-Aufzeichnungen der Zahnarzt-Patient-Interaktionen entwickelt.

46 Kinder mit psychischen Störungen und 23 psychisch gesunde Kinder mit einem Durchschnittsalter von 12,5 Jahren (±2,4) wurden in die Untersuchung einbezogen. Die Kommunikationsanalyse zeigte, dass der kommunikative Aufwand gemessen am Zeitbedarf, an den Worthäufigkeiten, der inhalt-lichen und emotionalen Qualität der Interakte sowie der Häufigkeit der eingesetzten kommunikativen Mittel bei Kindern mit psychischen Störungen signifikant erhöht ist. Da die Verhaltensführung von Kindern mit psychischen Störungen erhöhte Anforderungen an die kommunikativen Kompetenzen des Zahnarztes stellt, sollte deren Vermittlung bereits in der universitären Ausbildung im Rahmen der Kinderzahnheilkunde stärker verankert werden.

Summary

Every fifth of the children and adolescents in Germany show signs of mental health problems. The limited willingness of children with mental disorders to cooperate in a dental setting poses challenges on the dentist´s communicative skills. To test this hypothesis, a psychological protocol was developed to evaluate communication based on video recordings of the dentist-patient interaction. 46 children with mental disorders and 23 mental healthy children with a mean age of 12.5 (±2.4) years participated. The analysis of communication revealed, that the effort of communication measured as length of interaction, number of spoken words, contextual and emotional quality of the interactions and number of communicative techniques applied by the dentist were significantly increased in the group of children with mental disorders compared to mentally healthy children.

Since behaviour guidance of children and adolescents with mental disorders requires advanced skills in communication and empathy, dentists should be familiar with communicative techniques and dental students should be trained in communication skills.