Kinder- und Jugendmedizin 2015; 15(06): 427-431
DOI: 10.1055/s-0038-1629298
Kinderschutz
Schattauer GmbH

Das Neonatale Abstinenzsyndrom nach pränataler Opioidexposition

Neonatal abstinence syndrome after prenatal opioid exposition
J. Vogel
1   Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Department für Frauen- und Kindermedizin
,
W. Kiess
1   Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Department für Frauen- und Kindermedizin
,
A. Bläser
1   Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Department für Frauen- und Kindermedizin
,
P. Nickel
1   Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Department für Frauen- und Kindermedizin
,
M. Mann
1   Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Department für Frauen- und Kindermedizin
,
J. Strauch
2   Kliniksozialdienst, Universitätsklinikum Leipzig
,
A. Martin
1   Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Department für Frauen- und Kindermedizin
,
M. K. Bernhard
1   Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Department für Frauen- und Kindermedizin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Eingereicht am: 01 September 2015

angenommen am: 11 September 2015

Publication Date:
29 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Drogen in der Schwangerschaft werden diaplazentar auf das Ungeborene übertragen und erreichen die fetale Zirkulation. Die mit der Geburt endende Substanzexposition des Kindes führt zum Neonatalen Abstinenzsyndrom beim Neugeborenen. Das Kind zeigt insbesondere bei Opioidkonsum der Mutter respiratorische, gastrointestinale und neurologische Anpassungsstörungen als Zei-chen des akuten postnatalen Entzugs. Auffällig sind die Neugeborenen häufig durch Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht, Unreife und kleinen Kopfumfang. Aufgrund der unspezifischen Symptome kann die pränatale Drogenexposition bei ungenauer Anamnese unbekannt bleiben.

Ein daraus möglicherweise sich ergebender unbehandelter Entzug erhöht das Risiko der postnatalen Mortalität.

Methadon ist das Hauptsubstitut in Deutsch-land und ruft unter den Opioiden die stärksten Entzugssymptome hervor. Eine intensive Pflege der Kinder und nicht pharmakologische Therapien können die Symptome suffizient mildern und sind die Basis der Entzugstherapie. Bei schweren Verläufen ist der zusätzliche Einsatz von Morphin als Mittel der ersten Wahl notwendig. Der pränatale Opioidkonsum gilt als Risikofaktor für plötzlichen Kindstod, lang-fristige Entwicklungsstörungen und Kindeswohlgefährdung.

Summary

Drugs in pregnancy enter the placenta and reach the fetal circulation. The end of the prenatal substance exposition results in the neonatal abstinence syndrome after birth. The neonate shows especially in opioid consuming mothers significant respiratory, gastrointestinal and neurological adaptive disorders as a sign of acute postnatal withdrawal. The children stand out for prematurity, a low birth weight, immaturity and a greatly reduced head circumference. The non-specific symptoms may hide the prenatal substance abuse in cases of unknown anamneses. An untreated withdrawal increases the risk of postnatal mortality. Methadone is the main substitute of opioid agonist maintenance therapy in Germany. It causes the most intensive detoxification symptoms of all opioids. Supportive care as the based therapy and non-pharmacological therapy alleviate the withdrawal sufficient. More severe cases need additionally morphine. Prenatal substance abuse is a major risk factor for sudden infant death syndrome, long-term developmental disorder and child abuse.