Zusammenfassung
Die Reisediarrhö ist die häufigste Reise-assoziierte Krankheit. Die Inzidenz hängt
stark vom Reiseziel ab und variiert zwischen ca. 2,5 % (Nordamerika, Australien) und
rund 30 % (Afrika). Kinder sind deutlich häufiger betroffen als Erwachsene. Kleinkinder
haben mit durchschnittlich 40 % Durchfallhäufigkeit in den beiden ersten Urlaubswochen
das Maximum aller Altersgruppen. Die Reisediarrhö ist eine klassische fäkal-orale
Infektion. Das Erregerspektrum unterscheidet sich erheblich zwischen den Urlaubsregionen.
Enterotoxische E. coli, Campylobacter, Salmonellen, Shigellen, Rotaviren und Noroviren sind die häufigsten
Verursacher bei Erwachsenen. Dass bei Kindern eine Reisediarrhö häufig durch Rotaviren
verursacht wird, wird vermutet, ist aber nicht bewiesen. Während die Reisediarrhö
bei Erwachsenen meist eine benigne und selbstlimitierende Erkrankung ist, sind bei
Kindern schwere und protrahierte Verläufe häufig. Für eine Selbsttherapie am Urlaubsort
sind eine orale Rehydrationslösung und Probiotika optimal. Bei Jugendlichen kann mit
einer Einmaldosis eines Motilitätshemmers im Notfall ein Reisetag überbrückt werden,
an dem nur ein beschränkter Zugang zu einer Toilette besteht. Eine spezifische präventive
Maßnahme ist die Rotavirusimpfung. In Ermangelung anderer effektiver präventiver Maßnahmen
spielt die Expositionsprophylaxe die entscheidende Rolle. Diese bedingt eine ausführliche
Beratung der Eltern durch den Pädiater vor Reiseantritt.
Summary
Travellers diarrhoea is the most frequent travel-associated disease. The incidence
largely depends on the travel destination and varies between ca. 2.5 % (North America,
Australia) and about 30 % (Africa). Children are significantly more often affected
than adults. With a two-week incidence of 40 %, small children have the highest disease
burden of all age groups. Travellers diarrhoea is a classical faecal-oral infection.
The spectrum of infectious agents varies between travel destinations. Enterotoxic
E. coli, campylobacter, salmonella, shigella, rotavirus and norovirus are the most frequently
isolated pathogens in adult travellers. The assumption that rotavirus is a frequent
cause of travellers diarrhoea in children needs to be ascertained. Whereas in adults
travellers diarrhoea is usually a self-limiting and benign disease, in children a
severe and prolonged disease is common. Oral rehydration fluid and probiotics are
optimal for self-medication during a travel. In adolescents, a single dose of an antimotility
agent can be administered as an emergency measure during a day with limited access
to a toilet. Due to the lack of other effective preventive measures, exposure prophylaxis
is essential. The paediatricians should instruct parents how to avoid exposure in
a comprehensive counseling interview before the departure.
Schlüsselwörter
Reisediarrhö - Epidemiologie - Ätiologie - Therapie - Prävention
Keywords
Travellers diarrhoea - epidemiology - etiology - therapy - prevention