Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(03): 296
DOI: 10.1055/s-0038-1635239
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fallbericht eines Schwangerschaft-assoziierten Mammakarzinoms

J Reisinger
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Graz
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Publication Date:
21 March 2018 (online)

 

Ab dem 25. Lebensjahr steigt die Inzidenz des Mammakarzinoms an. Das Mammakarzinom ist die zweithäufigste Krebserkrankung in der Schwangerschaft. Zu den Schwangerschaft-assoziierten Mammakarzinomen zählen die in der Schwangerschaft diagnostizierten, aber auch die bis ein Jahr nach Entbindung diagnostizierten Mammakarzinome.

Etwa eine von 1000 Schwangerschaften ist von einer mütterlichen Krebserkrankung betroffen. Der Großteil der Schwangerschaft-assoziierten Mammakarzinome wird durch die Patientin selbst entdeckt. Aufgrund der physiologischen Veränderungen der Brust während der Schwangerschaft und Stillzeit, werden die Knoten erst später entdeckt. Dadurch ist das Risiko von Lymphknotenbefall und Fernmetastasierung höher.

In diesem Fallbericht wurde ein Knoten in der Brust elf Monate nach der Geburt, während dem Stillen, von der Patientin selbst getastet. Nach einer Mammografie (BIRADS IV) ergab die Biopsie ein Triple negatives Mammakarzinom, die Lymphknoten waren klinisch unauffällig (NST, G3, cT1 m 16 mm, cN). Die MR-Mammografie vor neoadjuvanter Chemotherapie zeigte ein multizentrisches Mammakarzinom. Bei unauffälligen Staginguntersuchungen und nach medikamentösem Abstillen wurde eine neoadjuvante Chemotherapie eingeleitet. Die genetische Testung war negativ. Diese Patientin erhielt wöchentlich 12 mal Abraxane (Nab-Paclitaxel), anschließend 4 EC entsprechend GeparSepto-Schema und erreichte eine pathologisch komplette Remission. Eine Sequenz von 4 Zyklen EC, gefolgt von vier Zyklen mit einem Taxan entspricht der Empfehlung im neoadjuvanten Setting. Daten legen nahe, dass eine umgekehrte Reihenfolge: Taxane gefolgt von Anthrazyklinen und Taxane wöchentlich, höhere pCR-Raten erzielen können. Nach Operation und abgeschlossener postoperativer Betreuung wurde eine Nachsorge vereinbart. Noch vor dem ersten Nachsorgetermin stellte sich die Patientin mit seit Wochen anhaltenden Kopfschmerzen und Knochenschmerzen in der Wirbelsäule und im Becken wieder in der Ambulanz vor. Das durchgeführte Schädel-MRT bestätigte Hirnmetastasen. Eine palliative Radiotherapie wurde eingeleitet. Triple negativer Brustkrebs hat generell eine schlechte Prognose. PCR Raten sind bei Triple negativen Mammakarzinomen höher als bei nicht-Triple negativen Mammakarzinomen. Trotz pathologisch kompletter Remission bleibt ein höhes Risiko für Progression bei Triple negativen Mammakarzinom.