CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2018; 97(S 02): S65
DOI: 10.1055/s-0038-1639937
Abstracts
Infektiologie/Hygiene: Infectology/Hygiene

Seltene Transmission von Tularämie durch Greifvogelangriff im HNO-Bereich

B Pulido Guevara
1   HNO-Universitätsklinik Köln, Köln
,
I Suárez
2   Uniklinik Köln, Klinik I für Innere Medizin, Köln
,
H Seifert
3   Uniklinik Köln, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, Köln
,
JC Lüers
1   HNO-Universitätsklinik Köln, Köln
› Author Affiliations
 

Einleitung:

Die Tularämie ist eine bakterielle Infektion und in Deutschland meldepflichtige Zoonose mit gelegentlich lebensbedrohlichem Verlauf. Gewöhnlich erfolgt die Übertragung auf Menschen durch Nagetiere. Bisher gibt es in der Literatur nur einen Fall einer humanen Transmission von Tularämie durch einen Greifvogel. Wir berichten von dem Fall eines 47-jährigen Patienten mit rezidivierenden Lymphknotenabszessen zervikal nach einem Greifvogelangriff.

Methode:

Der Patient stellte sich mit progredienter Lymphadenitis colli beidseits und dolenter, geröteter Schwellung retroaurikulär links 3,5 Wochen nach Verletzung des Kopfes durch einen Greifvogel beim Joggen im Wald vor. Er war bereits mit i.v.-Antibiotikatherapie auswärts an behandelt. Die Kopfhautwunden waren reizlos. Ein CT erbrachte den Verdacht auf einen Abszess retroaurikulär links und beginnende Einschmelzungen zervikal beidseits.

Ergebnis:

Es erfolgte die Abszessentlastung retroaurikulär links und zervikal beidseits mit Materialgewinnung für die Diagnostik. Mittels PCR und Sequenzanalyse wurde Francisella tularensis nachgewiesen. Differentialdiagnostische Infektionen wurden ausgeschlossen. Nach mehrfachem Wechsel der Antibiotikatherapie und erneuten operativen Abszessentlastungen konnte der Patient beschwerdefrei aus der Behandlung entlassen werden.

Schlussfolgerung:

Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen HNO, klinischer Mikrobiologie und Infektiologie ist entscheidend für eine zielführende Diagnostik und Therapie in solch ungewöhnlichem Fall. Die schwierige kulturelle Anzucht von F. tularensis erfordert in der Regel einen molekularen Erregernachweis mittels PCR. Daher muss das mögliche Erregerspektrum und in diesem Fall inklusive des typischen Beutespektrums von Greifvögeln genauestens analysiert werden.



Publication History

Publication Date:
18 April 2018 (online)

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