CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2018; 97(S 02): S66
DOI: 10.1055/s-0038-1639941
Abstracts
Lernen am Fall / Learning based on Case Reports

Ein Fall von Morbus Ménière – oder doch mehr?

S Berndt
1   HNO Universitätsklinik des Saarlandes, Homburg/S.
,
J Dlugaiczyk
2   HNO Uniklinik Homburg, Homburg/S.
,
N Murawski
3   Klinik für Innere Medizin Uniklinik Homburg, Homburg/S.
,
B Schick
2   HNO Uniklinik Homburg, Homburg/S.
› Author Affiliations
 

Einleitung:

Bei Attacken mit Hörminderung, Tinnitus und Schwindel sollte der HNO-Arzt neben M. Menière auch Autoimmunerkrankungen als Differenzialdiagnose mit einbeziehen – insbesondere wenn zusätzliche Symptome auftreten.

Kasuistik:

Eine 44-jährige Patientin stellte sich im April 2017 in unserer Poliklinik vor, da es in den vergangenen 6 Monaten zu 3 Episoden mit Hörminderung und Tinnitus rechts sowie Schwankschwindel gekommen sei. Die Symptome hätten sich jeweils unter oraler Cortisongabe gebessert. Im März 2017 sei erstmals eine Hörminderung mit Tinnitus links aufgetreten. Seit Anfang April leide sie zusätzlich unter einer Rötung beider Augen, des Weiteren unter Gelenkschmerzen. Es lag bds. eine sensorineurale Schwerhörigkeit vor (links pantonal 35 dB, rechts von 40 dB bei 0,5 kHz bis 80 dB bei 10 kHz). In der Vestibularisprüfung zeigte sich zusammenfassend eine bilaterale Vestibulopathie (rechts chronisch, links subakut). Von augenärztlicher Seite wurde eine Uveitis bds. diagnostiziert. Zusammen mit den Kollegen der Rheumatologie wurde die Diagnose eines atypischen Cogan-Syndroms gestellt und eine Cortisontherapie eingeleitet. Da es hierunter zu einer weiteren Verschlechterung des Hörvermögens rechts kam, erhält die Patientin seit Juni 2017 zusätzlich Methotrexat. Aktuell hat sich die bilaterale Vestibulopathie bis auf ein Defizit des rechten posterioren Bogenganges zurückgebildet. Das Hörvermögen rechts hat sich zwar nicht erholt, jedoch liegt links wieder annähernd eine Normakusis vor. Auch der Augenbefund ist wieder normal.

Schlussfolgerung:

Das Cogan-Syndrom ist eine seltene, aber wichtige Differenzialdiagnose eines „Menière-plus“-Syndroms. Diagnose und Therapie erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen HNO-Heilkunde, Ophthalmologie und Rheumatologie.



Publication History

Publication Date:
23 May 2018 (online)

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