Die intratympanale Kortisoninjektion bei akuter einseitiger Hörminderung

Einleitung:

Patienten mit akuter einseitiger Hörminderung kann neben einer systemischen Steroidtherapie eine intratympanale Kortisoninjektion (ITC) angeboten werden. Oft gilt die ITC als Rettungsversuch nach ausbleibendem Ansprechen auf die primäre systemische Steroidtherapie (PSS). Sie kann dieser auch vorgezogen werden, wenn durch das Nebenwirkungsprofil der PSS eine Entgleisung bestehender Vorerkrankungen zu befürchten ist.

Methoden:

Die Daten von 74 Fällen mit akuter einseitiger Hörminderung (m/w = 51/23; 16 – 85 Jahre), bei denen von 2006 bis 2016 an der HNO-Uniklinik Ulm eine ITC durchgeführt wurde, wurden retrospektiv analysiert. 91% der Patienten hatten zuvor eine PSS erhalten. Der mittlere Hörverlust betrug präinterventionell 49dB. Die erste ITC erfolgte bei 54% der Patienten innerhalb von 20 Tagen nach dem Ereignis.

Ergebnisse:

Bei knapp 30% der Patienten kam es zu einer Besserung der Hörschwelle von ≥10dB in der postinterventionellen Tonaudiometrie, wobei bei nur 4% eine Besserung von ≥30dB verzeichnet werden konnte (mittlerer Beobachtungszeitraum: 97 Tage). Bei 8% der Patienten zeigte sich in der postinterventionellen Tonaudiometrie eine Verschlechterung des mittleren Hörvermögens von ≥10dB, wobei das Maximum bei 13dB lag. Ein Therapiebeginn innerhalb von 10 Tagen nach dem Auftreten der Hörminderung zeigte signifikant bessere Ergebnisse als bei einem späteren Therapiebeginn. Komplikationen wie kurzzeitiger Schwindel und Hypotonie führten nur in einem Fall zur stationären Aufnahme.

Schlussfolgerungen:

Die ITC ist eine nebenwirkungsarme Therapieoption bei akuter Hörminderung, die auch Patienten mit Kontraindikationen für eine PSS angeboten werden kann. Sie sollte insbesondere nach Versagen der PSS innerhalb der ersten 10 Tage nach dem Ereignis durchgeführt werden.

Publication History

Publication Date:
18 April 2018 (online)