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CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2018; 97(S 02): S307
DOI: 10.1055/s-0038-1640778
Abstracts
Phoniatrie/Pädaudiologie: Phoniatrics/Pediatric Audiology

Soziolinguistisches Porträt der deutschen Vorschulkinder mit Hörstörungen

E Zaretsky
1   Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum, Marburg
,
BP Lange
2   Universität Würzburg, Würzburg
› Author Affiliations
 

Einleitung:

Zwei Stichproben aus deutschen Vorschulkindern wurden retrospektiv in Bezug auf soziolinguistische bzw. -demographische Merkmale hörgestörter Kinder untersucht.

Methoden:

Die erste Stichprobe – 6144 vierjährige Kinder, darunter 121 mit Hörstörungen – stammt aus einem flächendeckenden Sprachstandserfassungsprogramm. Die zweite Stichprobe – 2944 3- bis 6-jährige Kinder, darunter 79 solche, die oft oder immer schlecht hörten – wurde mit demselben Test, nämlich dem „Kindersprachscreening“, in einer Validierungsstudie untersucht. Demographische Merkmale der Kinder und ihrer Familien wurden mit Fragebögen für Eltern und Kindergarten-ErzieherInnen erfasst und mit univariaten Statistiken für hörgestörte und nicht hörgestörte Kinder verglichen, wie auch Sprachtestergebnisse.

Ergebnisse:

Hörgestörte Kinder zeigten durchgehend schwächere Sprachleistungen – im Wortschatz, Sprachverständnis, phonologischen Kurzzeitgedächtnis, in der Grammatik und Aussprache – als nicht hörgestörte. Hörstörungen waren mit anderen Komorbiditäten assoziiert: Intelligenzminderung, Stottern, Stimmstörung, aber auch mit familiären Sprachstörungen und Problemen beim Lesen oder Schreiben. Eltern mit Migrationshintergrund glaubten häufiger als deutsche Eltern, dass ihre Kinder nicht an Hörstörungen leiden, während ErzieherInnen vom Gegenteil überzeugt waren. Hörgestörte Kinder demonstrierten Verhaltensauffälligkeiten, die man als Zurückgezogenheit und fehlender Wille bzw. Fähigkeit, mit anderen Kindern zu kommunizieren, deuten kann.

Schlussfolgerungen:

Die Studienergebnisse demonstrieren, dass hörgestörte Kinder in den Sprachaufgaben schwächer als nicht gestörte abschneiden, dass sie oft an weiteren medizinischen Auffälligkeiten leiden und Interaktionen mit ihren Altersgenossen tendenziell vermeiden.



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Publication Date:
18 April 2018 (online)

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