Diabetologie und Stoffwechsel 2018; 13(S 01): S35
DOI: 10.1055/s-0038-1641859
Poster
Versorgungsforschung I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beeinflusst Polypharmazie bei Typ-2-Diabetes die Versorgungsqualität? Befunde aus dem Disease-Management-Programm (DMP) Nordrhein

B Hagen
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
S Groos
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
J Kretschmann
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
C Macare
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
A Weber
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
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Publication History

Publication Date:
26 April 2018 (online)

 

Fragestellung:

Polypharmazie ist aufgrund der altersbedingten Komorbiditätszunahme ein Schwerpunktthema der Versorgungsforschung. In welchem Ausmaß zeigt sich Polypharmazie bei parallel in den DMP Diabetes Typ 2 (T2D), Koronare Herzkrankheit (KHK) und COPD betreuten Patienten, und möglicherweise auch eine geringere Versorgungsqualität?

Methoden:

Deskriptivstatistisch untersucht wurde die Verordnung von Antidiabetika, Antihypertensiva, Thrombolytika, Lipidsenkern, Bronchodilatatoren, Anticholinergika, Kortikosteroiden und sonstiger indikationsspezifischer Verordnungen bei einzeln (T2D) oder parallel (KHK, COPD) betreuten Patienten (DMP Nordrhein 2016), DMP-übergreifend verknüpft über Geburtsjahr, Geschlecht, DMP-Fallnummer, Pseudoversichertennummer und Praxiszugehörigkeit der Patienten.

Ergebnisse:

24,3% der 524.709 T2D-Patienten werden parallel betreut (im DMP KHK: 17,2%; in allen drei: 2,6%). Die Verordnung spezifischer Wirkstoffgruppen erhöht sich bei Mehrfachbetreuung (nur T2D: 2,9 ± 1,7; T2D und KHK: 5,0 ± 1,8; alle drei DMP: 6,5 ± 2,2 Wirkstoffgruppen). Ebenso erhöht sich der Anteil von Patienten mit fünf oder mehr dokumentierten Verordnungen (T2D: 19%, T2D und KHK: 64%, alle drei DMP: 82%). Bei polypharmazeutisch Behandelten finden sich nicht nur höhere Raten bei den verordnungsbezogenen Zielen (bis + 13,5%), sondern auch bei zahlreichen weiteren Zielen (Nierenfunktionsüberprüfung, Augenuntersuchung, Ex-Raucheranteil, Anteil geschulter Patienten, Anteil überwiesener bei schwerer Fußläsion, bis + 17%). Lediglich bei der Stoffwechseleinstellung, dem Blutdruck und der Metformin-Verordnung werden bei polypharmazeutisch Behandelten etwas geringere Raten erreicht (bis – 3,5%).

Schlussfolgerung:

Trotz eines hohen Ausmaßes an Polypharmazie ist eine gute Versorgungsqualität bei den polypharmazeutisch behandelten DMP-Patienten festzustellen. Es erscheint daher sinnvoll, die derzeit noch separat definierten DMP-Indikationen zukünftig in ein gemeinsames DMP zur hausärztlichen Versorgung multimorbider Patienten zu überführen.