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DOI: 10.1055/s-0038-1648270
Eingeschränkte kardiovaskuläre Reaktionsdynamik nach Schwangerschaftskomplikationen – die Chance auf frühzeitige Prävention?
Publication History
Publication Date:
23 April 2018 (online)
Fragestellung:
Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie (PE) oder Gestationsdiabetes (GDM) werden als Risikofaktoren für eine erhöhte Neigung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen im späteren Leben betrachtet. Im Rahmen dieser vom Jubiläumsfond der Österreichischen Nationalbank (OeNB Projekt 16426) finanzierten Studie werden Frauen ohne bzw. mit Schwangerschaftskomplikationen in einem postpartum Setting hinsichtlich möglicher physiologischer sowie psychosozialer Risikofaktoren untersucht. Die Identifikation dieser Risikofaktoren könnte eine frühzeitige Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen ermöglichen.
Methodik:
Insgesamt 100 Frauen (davon n = 60 nach Schwangerschaftskomplikationen, [PE n = 33, GDM n = 27]) wurden an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz bzw. am Perinatalzentrum Klinikum Klagenfurt postpartal in die Studie eingeschlossen. Die Erhebung psychologischer Daten sowie die kontinuierliche hochsynchrone Aufzeichnung der hämodynamischen Parameter erfolgte 16 Wochen postpartum während der Anwendung eines computerunterstützten kognitiven Stressparadigmas. Dieses beinhaltet neben der Erhebung der Baseline-Daten die Analyse der hämodynamischen Reaktionsdynamik nach Ankündigung des kognitiven Stressors (Gedächtnisleistungstest) mit selbst-relevanter Komponente (Antizipation) und während des Leistungstests sowie eine weitere Ruhephase.
Ergebnisse:
Im Vergleich zu Frauen nach Schwangerschaftskomplikationen (32,3 ± 6,7 Jahre; HrB= 72,5 ± 7,7 bpm) zeigen Frauen nach komplikationsfreier Schwangerschaft (31,7 ± 4,8 Jahre; 74,4 ± 9,9 bpm; beide ns.) eine adäquatere Herzfrequenzdynamik, d.h. einen signifikant höheren, physiologischen Anstieg der Herzfrequenz als Reaktion auf den Gedächtnisleistungstest (dHr = 17,4 ± 13,6 zu 11,6 ± 10,9 bpm, F= 5,5, p < 0,05). Ein Unterschied in der Herzfrequenzdynamik zwischen Frauen nach PE bzw. GDM konnte nicht gezeigt werden. Auch der Schwierigkeitsgrad und die Beanspruchung wurden nicht unterschiedlich bewertet.
Schlussfolgerung:
Die eingeschränkte Reaktionsdynamik nach Schwangerschaftskomplikationen deutet auf eine postpartal anhaltende Wirkung der erhöhten physiologischen Stressbelastung hin. Zusätzlich weisen die vergleichbaren Werte von Frauen nach PE bzw. GDM auf die Relevanz der frühzeitigen Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen im späteren Leben nach Schwangerschaftskomplikationen per se hin.