Z Gastroenterol 2018; 56(05): e9
DOI: 10.1055/s-0038-1648576
Kategorie: Poster „Der interessante Fall“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

ACE-Hemmer induziertes intestinales Angioödem

K Lössl
1   Medizinische Klinik II, Krankenhaus Landshut Achdorf, Technische Universität München
,
G Dechantsreiter
2   Chirurgische Klinik I, Krankenhaus Landshut Achdorf, Technische Universität München
,
B Neu
1   Medizinische Klinik II, Krankenhaus Landshut Achdorf, Technische Universität München
,
J Felber
1   Medizinische Klinik II, Krankenhaus Landshut Achdorf, Technische Universität München
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Publication History

Publication Date:
03 May 2018 (online)

 

Hintergrund:

ACE-Hemmer induzierte Angioödeme sind ein relativ häufiges klinisches Problem. Sie treten bei ca. 0,1 – 0,7% aller Patienten unter ACE-Hemmer Therapie auf. Obwohl es in den meisten Fällen innerhalb von zwei Wochen zu dem Auftreten von typischen Beschwerden, wie einer Schwellung der Mundschleimhaut, Lippenregion, Zunge oder Larynx kommt, wurden auch Fälle mit Symptomen erst nach Jahren der Einnahme beschrieben (1). Zur Unterscheidung treten bei dem ACE-Hemmer assoziierten Angioödem andersl als bei dem allergischen (IgE-vermittelt) und idiopathischem Angioödem keine Urtikaria auf.

Deutlich seltener ist das Auftreten eines ACE-Hemmer induzierten intestinalen Angioödems. Dieses wurde 1994 erstmals beschrieben und ist durch ein plötzliches Auftreten diffuser abdomineller Schmerzen und Diarrhö seltener auch durch Erbrechen, Anorexie und Aszites gekennzeichnet (2).

Methoden und Ergebnisse:

Wir berichten den Fall einer 47-jährigen Patientin, die sich mit seit einem Tag bestehendem Durchfall und Erbrechen stationär vorstellte. An Vorerkrankungen bestand lediglich ein arterieller Hypertonus, der mit einem ACE-Hemmers behandelt wurde. Laborchemisch fand sich eine deutliche Leukozytose und moderate CRP-Erhöhung. In der Bildgebung war eine ausgeprägte Menge an Aszites und eine lang streckige Wandverdickung im Bereich des Dünndarms auffällig. Unter einer symptomatischen Therapie waren die Beschwerden rasch rückläufig. Allerdings wurde die Patientin nach jeweils nach 2 und 4 Monaten mit der gleichen Klinik erneut stationär aufgenommen. Trotz umfangreicher endoskopischer, laborchemischer und radiologischer Diagnostik und letztlich einer Laparoskopie, konnte die Ursache zunächst nicht geklärt werden. Nach Ausschluss anderer Erkrankungen wurde die Verdachtsdiagnose eines ACE-Hemmer induzierten intestinalen Angioödem gestellt. Nach Absetzen des ACE-Hemmers war die Patientin vollständig beschwerdefrei.

Schlussfolgerung:

Bei Patienten mit plötzlich auftretenden abdominellen Beschwerden, begleitet von Schleimhautödemen des Dünndarmes und Aszites sollte die Medikamentenanamnese auf die Möglichkeit eines ACE-Hemmer induzierten intestinalen Angioödems gelenkt werden.