Z Gastroenterol 2018; 56(05): e12-e13
DOI: 10.1055/s-0038-1648585
Kategorie: Poster „klinisch orientierte Forschung“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

APP (Amberger Perforations-Projekt)

T Decassian
1   Klinikum St. Marien Amberg, Med. Klinik II.
,
M Dauer
1   Klinikum St. Marien Amberg, Med. Klinik II.
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Publication Date:
03 May 2018 (online)

 

Hintergrund:

Aktuell ist ein Paradigmenwechsel bei der Therapie der iatrogenen gastrointestinalen Perforation hin zu einer primär endoskopischen Versorgung festzustellen. Das Amberger Perforationsprojekt (APP) wurde zur Etablierung des Konzeptes in der eigenen Klinik und zur fortlaufenden Evaluation der eigenen Ergebnisse initiiert.

Material und Methoden:

Alle Perforationen im Rahmen aller konsekutiven gastrointestinalen Endoskopien von 1.1.2014 bis 31.12.2017 im Klinikum St. Marien Amberg wurden erfasst, dokumentiert und evaluiert – einschließlich einer abschließenden Verlaufsbeobachtung. Hausinterne SOPs zum Procedere wurden erstellt und kommuniziert. Grundsätzlich wurde der primäre interventionell-endoskopische Perforationsverschluss angestrebt, stets im interdisziplinären Konsens mit den Partnern der Viszeralchirurgie.

Ergebnisse:

Es kam im Beobachtungszeitraum zu 24 Perforationen bei 18.627 konsekutiven Endoskopien (0,13%):

  • ÖGD + obere Push-Enteroskopie: 7/9.508 (0,07%) (6 interventionell/1 diagnostisch)

  • Koloskopie + Sigmoidoskopie, diagnostisch: 3/6.958 (0,04%)

  • Polypektomie (mit ESD): 4/1.577 (0,25%)

  • ERCP: 9/1.537 (0,59%)

  • EUS: 1/642 (0,16%)

Fälle mit bildgebendem Nachweis freier Luft ohne erkennbare Perforation waren gleich häufig wie Perforationen: 12 Post-Polypektomiesyndrome und 12 Ereignisse nach ERCP mit EPT (Klassifikation Stapfer-4).

Die Diagnoses der Perforation erfolgte zu 95,8% (23/24) innerhalb von 12h (davon 20/24 sofort bei Eintreten) und in 1 Fall verzögert nach > 36h (ambulanter Patient mit verzögerter Wiedervorstellung).

Die initiale Therapiemodalität war:

  • primär operativ: 3

  • primär konservativ: 3 (1 davon zusätzlich mit CT-gezielter Drainage)

  • keine Therapie: 1 (Fall mit verzögerter Wiedervorstellung)

  • primär interventionell-endoskopisch: 17 (4x Clips konventionell, 10x OTSC, 3x SEMS)

Es war eine Letalität von 4,2% (1/24) zu verzeichnen (Fall ohne Therapie bei verzögerter Wiedervorstellung). In 3 Fällen war sekundär ein operatives Vorgehen erforderlich, so dass insgesamt in 25% (6/24) eine chirurgische Therapie erfolgte. Die interventionell-endoskopische Therapie war primär technisch erfolgreich zu 94,1% (16/17) bei einem klinischen Erfolg nach Perforationsverschluss von 87,5% (14/16).

Schlussfolgerungen:

Die interventionell-endoskopische Therapie iatrogener Perforationen ist im klinischen Alltag sicher und erfolgreich umsetzbar. Entscheidender Erfolgsfaktor ist eine kurze Zeitdauer bis zu Verschluss der Perforation. Aus unserer Sicht ist der interdisziplinärer Konsens (Endoskopiker und Chirurg) Pflicht. Auf der Basis der Ergebnisse wurde ein umfassendes Komplikationserfassungs- und Management-System (KEMS) für die Endoskopie ab 2016 in unserer Klinik etabliert (integriert im Befunderstellungssystem und im KISS).