Z Gastroenterol 2018; 56(05): e36
DOI: 10.1055/s-0038-1654625
POSTER
Gastroenterologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hohe Anämieprävalenz und häufige kombinierte Nährstoffmängel prägen den klinischen Alltag

M Reichmayr
1   KH Hietzing, 1. Med., Vienna, Austria
,
L Kramer
1   KH Hietzing, 1. Med., Vienna, Austria
,
R Jilch
2   KH Hietzing, Institut für Laborchemische Diagnostik, Wien, Austria, Vienna, Austria
,
C Seemann
1   KH Hietzing, 1. Med., Vienna, Austria
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Publication History

Publication Date:
09 May 2018 (online)

 

Einleitung:

Gastroenterologen nehmen im Rahmen der Anämie-Diagnostik eine zentrale Rolle ein. Vermutlich nicht zuletzt durch den vermehrten Einsatz von DOAK, NSAR, SSRI und PPI scheint die Prävalenz der Anämie in den letzten Jahren kontinuierlich anzusteigen. Zur langfristigen Objektivierung dieser Beobachtung haben wir die Anämie-Prävalenz an internistischen Abteilungen unseres Hauses erhoben und analysiert. Außerdem zeigt der klinische Alltag, dass die klassische Einteilung von Anämien anhand von Erythrozytenindices (MCV, MCH) in sehr vielen Fällen nicht anwendbar ist. So präsentieren sich beispielsweise häufig ausgeprägte Eisenmangelanämien mit einem normalen anstatt des klassisch vermuteten erniedrigten MCV. Um eine Erklärung für dieses Phänomen zu finden, haben wir die Anämieparameter (MCV) mit Mikronährstoffanlaysen (Ferritin, Folsäure, Vit.-B12) korreliert.

Patienten und Methodik:

Zur Erhebung der Anämiehäufigkeit wurden über 3 Monate 1022 Pat. auf das Vorhandensein einer Anämie analysiert. Zur Korellation der Erythrozyenindices (MCV, MCH) mit einem Mikronähstoffmangel wurden rund 2500 Anämie-Befunde eines Kalenderjahres, bei denen sowohl Serumferritin, Vit.-B9 (Folsäure) als auch Vit.-B12 bestimmt wurde, systematisch analysiert.

Ergebnisse:

Mit 23,3% im ambulanten und 71,4% im stationären Bereich besteht eine unerwartet hohe Anämie-Prävalenz. Erstaunlicherweise besteht bei 30% der normozytärenen Anämien und bei 24% der mikrozytären Anämien neben einem Eisenmangel auch ein Folsäuremangel sowie bei rund 6% der der normozytären Anämien und bei rund 5% der mikrozytären Anämien auch ein Vit.-B12-Mangel.

Zusammenfassung und Diskussion:

Wir konnten eine unerwartet hohe Prävalenz an Anämien und kombiniertem Nährstoffmangel nachweisen. Dieser führt zu einer Veränderung der Erythrozytenindices. Eine Klassifikation nach althergebrachten Algorithmen würde in diesen Fällen zu falschen Rückschlüssen führen und sollte daher vermieden werden. Unsere Daten zeigen, dass bei jedweder Art der Anämie – unabhängig von der Konstellation von MCV – sowohl der Eisenstatus, als auch der Folsäure- und Vit.-B12-Status routinemäßig erfasst werden muss.