Zusammenfassung
Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten können ihre Aufgabe im Rahmen der Erkennung
von körperfremden Antigenen und der Abwehr von Mikroorganismen nur erfüllen, wenn
sie aus dem intravasalen Raum nach extravasal emigrieren. Dies erfordert ihre Adhäsion
an die Gefäßwand und aktive Permeation der Endothelbarriere. Unter physiologischen
Bedingungen kommt es hierbei bereits zu vielseitigen Wechselwirkungen zwischen Leukozyten
und dem Gefäßendothel, bei denen eine Reihe von Mediatoren beteiligt sind (Interleukine,
Monokine, chemotaktische Faktoren, Wachstumsfaktoren etc.).
Bei der Interaktion von Granulozyten und Monozyten mit der Gefäßwand befindet sich
das Endothel weitgehend in einer passiven Rolle. Gegenüber Lymphozyten dagegen übernimmt
das Endothel auch wichtige Effektorfunktionen. So aktivieren Endothelzellen T-Lymphozyten
durch Antigenpräsentation und Interleukin- 1-Freisetzung. Umgekehrt versetzen T-Lymphozyten
Endothelzellen durch Induktion von Klasse-II-Transplanta- tionsantigenen erst in die
Lage, mit T-Lymphozyten zu kooperieren.
In der Pathogenese vieler Entzündungsreaktionen, aber auch Erkrankungen wie der Schocklunge
können diese immunpathogenetischen Vorgänge zu einer Endothelläsion und damit Zerstörung
der Endothelschranke führen. Hierbei kann je nach Krankheitsbild die Interaktion mit
Granulozyten, Lymphozyten und/ oder Endothel-spezifischen Antikörpern bzw. Komplement
im Vordergrund stehen.
Monozyten setzen potente Mediatoren frei (Monokine, Lymphokine), die eine Wirkung
auf Endothel, aber auch glatte Muskelzellen der Gefäßwand haben. Von großem Interesse
ist hierbei insbesondere die Rolle der Monozyten in der Pathogenese der Atherosklerose.