Hamostaseologie 1998; 18(03): 150-155
DOI: 10.1055/s-0038-1655345
Übersichtsarbeiten/Review Articles
Schattauer GmbH

Blutgerinnungsstörungen im Tiermodell

Charakterisierung des Typ-3-von-Willebrand-Faktor-Mangels beim Hund
M Rieger
1   klinisches Institut für medizinische und chemische Labordiagnostik, Abteilung für Molekularbiologie, Universität Wien
2   Hyland/Immuno Division, Baxter, Wien
,
H.P Schwarz
2   Hyland/Immuno Division, Baxter, Wien
,
P.L Turecek
2   Hyland/Immuno Division, Baxter, Wien
,
Christine Mannhalter
1   klinisches Institut für medizinische und chemische Labordiagnostik, Abteilung für Molekularbiologie, Universität Wien
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Publication Date:
27 June 2018 (online)

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Zusammenfassung

Um neuentwickelte Präparate zur Behandlung von Patienten mit Blutgerinnungsstörungen in ihrer Wirkung einschätzen zu können, ist die Evaluierung in Tiermodellen unerläßlich. Dazu eignen sich eine Reihe unterschiedlicher Tiere. Vor allem Schweine, Mäuse und die in diesem Artikel näher beschriebenen Hunde sind sicher die wichtigsten Tiermodelle zum Studium der von-Willebrand-Erkrankung.

Ein besonders gut charakterisiertes Tiermodell einer vW-Typ 3-Erkrankung ist das Schwein. Einige Schweinefamilien sind schon seit langem bekannt, sind gut dokumentiert und auch phänotypisch genau definiert. Durch Kopplungsanalysen konnte gezeigt werden, daß der Defekt, der für den vWF-Phänotyp bei den kranken Tieren verantwortlich ist, im vWF-Gen lokalisiert sein muß. Die kausale Mutation wurde bis jetzt jedoch nicht identifiziert.

Hunde zeigen in der Charakteristik des Proteins und der cDNA-Sequenz des vWF mit dem Menschen eine weitgehende Übereinstimmung. Im Jahr 1995 wurde von Slappendel erstmals eine Hundefamilie mit einer Typ-3-vWF-Erkrankung beschrieben. Die betroffenen Tiere haben kein detektierbares vW:Ag, keine nachweisbaren vWF-Multimere und reduzierte Faktor-VllI-Spiegel.

Durch eine genaue genetische Untersuchung dieser Tiere konnte die kausale Mutation, eine homozygote Splice-site-Mutation an der ersten Stelle im Intron 16 identifiziert werden. Die Mutation führt zur Entstehung eines Stop-Codons und dem Abbruch der Proteinsynthese.

Daher sind diese Hunde ein hervorragendes Modell, um einen Wirkstoff zur Behandlung der von Willebrandschen Erkrankung auszutesten.