Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(06): 613
DOI: 10.1055/s-0038-1655517
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ist der Verzicht auf eine Axilladissektion bei Patientinnen mit primärem Mammakarzinom und ein bis zwei Tumor-befallenen Wächterlymphknoten immer gerechtfertigt?

C Loidl
1   Frauenklinik, Klinikum Traunstein, Kliniken Südostbayern AG, Cuno-Niggl-Str. 3, D-83278 Traunstein
,
J Bauer
1   Frauenklinik, Klinikum Traunstein, Kliniken Südostbayern AG, Cuno-Niggl-Str. 3, D-83278 Traunstein
,
E Weiss
1   Frauenklinik, Klinikum Traunstein, Kliniken Südostbayern AG, Cuno-Niggl-Str. 3, D-83278 Traunstein
,
C Schindlbeck
1   Frauenklinik, Klinikum Traunstein, Kliniken Südostbayern AG, Cuno-Niggl-Str. 3, D-83278 Traunstein
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Publication History

Publication Date:
25 June 2018 (online)

 

Hintergrund:

Wie die ACOSOG Z0011-Studie zeigte, kann bei brusterhaltender Therapie des Mammakarzinoms (BET) und Sentinel-Biopsie (SLNB) der Axilla unter bestimmten Bedingungen (cT1 – 2, cN0, tangentiale Bestrahlung der Brust, adjuvante systemische Therapie) auch bei 1 – 2 positiven Sentinellymphknoten auf eine komplette Axilladissektion (ALND) ohne Verschlechterung des krankheitsfreien und Gesamtüberlebens verzichtet werden. Allerdings könnte es Subgruppen mit z.B. ungünstigen tumorbiologischen Faktoren geben, die möglicherweise nochmals ein unterschiedliches Vorgehen rechtfertigen würden.

Methodik:

Die Tumorfaktoren und das outcome von 88 Patientinnen mit BET/SLNB und 1 – 2 tumorbefallenen Lymphknoten, die bis zum Jahr 2016 an der Frauenklinik im Klinikum Traunstein analog zur Z0011-Studie operiert worden waren, wurden retrospektiv hinsichtlich einer ALND (ja/nein) untersucht. Zusätzlich erhielten die Pat. einen standardisierten Fragebogen hinsichtlich der Langzeitfolgen und der Zufriedenheit nach der OP.

Ergebnisse:

31 Pat. (35%) erhielten nur eine SLNB (med. 2,13 Lks, 1,03 LKs pos), 57 (65%) eine komplette ALND mit im Med. 18,8 entfernten LKs, davon im med 3,37 pos. LKs. 32,3% der Pat. mit ALND hatten noch mindestens einen weiteren tumorbefallenen LK. Das outcome zwischen den beiden Gruppen (Axillarezidiv, Metastasen-freies und Gesamtüberleben) unterschied sich nach einem follow-up von 82 Monaten nicht. Auch bei Subgruppenanalyse hinsichtlich Alter, Tumorgröße, Rezeptorstatus, Grading und KI67 zeigten sich keine signifikanten Unterschiede, tendenziell war das outcome bei kompletter ALND sogar schlechter. Nach Auswertung der Fragebögen berichteten Pat. nach ALND signifikant öfter über Armschwellungen (p = 0,005) und Parästhesien/Taubheit (p = 0,025), sowie auch subjektiv über ein schlechteres Wohlbefinden postoperativ (p = 0,037).

Schlussfolgerung:

Soweit aufgrund der begrenzten Fallzahl zu sehen ist, scheint bei SLNB und 1 – 2 tumorbefallenen LKs selbst bei ungünstigen Prognosefaktoren der Verzicht auf eine ALND gerechtfertigt. Die kurz- und langfristige Morbidität sowie Zufriedenheit der Pat. nach SLNB ist signifikant besser.