Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(06): 620-621
DOI: 10.1055/s-0038-1655537
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ergebnisse der operativen Behandlung der Mischinkontinenz der Frau in Abhängigkeit der Länge der Urethra

K Kyprianou
1   Frauenklinik der Universität zu Köln
,
A Mäder
1   Frauenklinik der Universität zu Köln
,
S Ludwig
1   Frauenklinik der Universität zu Köln
,
W Jäger
1   Frauenklinik der Universität zu Köln
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
25 June 2018 (online)

 

Einleitung:

Durch die Aufhängung der Cervix oder des Scheidenstumpfes mithilfe der Cervico-Sacropexie (CESA) oder Vagino-Sacropexie (VASA) kann man bei ca. 35% bis 45% aller Frauen eine Urininkontinenz (Stress- und Mischinkontinenz) heilen.

Bei den verbliebenen 55% bis 65% der Patientinnen, die weiterhin inkontinent waren, haben wir ein TOT eingelegt. Dabei bestand das Problem, dass die Urethra bei jeder Patientin eine andere Länge hat, die im Normalfall zwischen 2 cm und 4 cm liegt. Eine „empfohlene“ mit-urethrale Einlage des TOT-Bandes war deshalb nicht möglich.

Im Rahmen der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob das Ergebnis der suburethralen TOT-Einlage abhängig ist von der Länge der Urethra.

Material und Methodik:

Alle Patientinnen hatten eine Mischinkontinenz und waren vorher mit der Vagino-Sacropexie (VASA) der Cervico-Sacropexie (CESA) operiert worden. Die in dieser Studie vorgestellten 132 Patientinnen waren danach nicht kontinent und erhielten deshalb ein TOT (8/4). Vor der Operation wurde die Urethralänge standardisiert vermessen. Dazu wurde ein 16-Ch. Katheter in die Urethra eingelegt und mit 10 ml Kochsalz-Lösung der Ballon am Katheterende aufgefüllt. Der Urin wurde aus der Blase abgelassen und danach der Katheter mit einer Kocher-Klemme am äußeren Katheterende verschlossen. Dadurch entstand ein kontinuierlicher Zug von 1 Newton. Die Urethralänge wurde am Katheterende markiert und danach der Katheter wieder entfernt. Nach erneuter Insufflation des Ballons wurde die Katheterlänge gemessen.

Ergebnisse:

Nach einer alleinigen CESA-/VASA-Operation waren 65 von 132 Patientinnen nicht nur von ihrer Drang-, sondern auch von ihrer Stressinkontinenz geheilt (48%). 53 Patientinnen brauchten noch ein TOT. Von diesen konnten bei 28 (43%) die Kontinenz wiederhergestellt werden. Von den 132 Patientinnen hatten 56 Patientinnen (42%) eine Urethralänge zwischen 2 cm und 3 cm, 60 Patientinnen (45%) eine Urethralänge von 3 cm bis 4 cm. 12 Patientinnen hatten eine kürzere (< 2 cm) Urethra und 4 Patientinnen eine längere Urethra (> 4 cm).

Prinzipiell unterschieden sich die Kontinenzraten nur durch die CESA oder VASA nicht in Abhängigkeit von der Urethralänge: 2 – 3 cm: 30/56 (53%) und 3 – 4 cm: 29/60 (48%). Mit zusätzlichem TOT ergaben sich die Kontinenzraten: 2 – 3 cm: 41/56(73%) und 3 – 4 cm 45/60 (75%). Alleine bei sehr langer Urethra (> 4 cm) konnten wir nur bei 1 von 4 Patientinnen durch die genannten operativen Maßnahmen eine Kontinenz erzielen.

Beurteilung:

Die Urethralängen unterschieden sich bei unseren 132 Patientinnen sehr deutlich um fast 2 cm (< 2 cm bis > 4 cm). Die Heilungsergebnisse, die wir durch die eine apikale Aufhängung alleine erreichen konnten, waren dabei unabhängig von der Länge der Urethra. Da die apikale Aufhängung durch eine CESA- oder VASA-Operation praktisch nicht direkt an der Urethra ansetzt, müssen die Effekte der Kontinenz deshalb woanders gesucht werden. Wir gehen davon aus, dass durch die Fixation der apikalen Blase der Druck in der vorderen Blase sich vergrößert und dass dadurch und durch das TOT die Urethra bei aufrechter Körperhaltung mit komprimiert wird. Dies scheint prinzipiell unabhängig von der Länge der Urethra zu sein.

Zusammenfassung:

Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass durch die Einlage eines TOTs nach apikaler Aufhängung der Scheide und damit auch der Blase bei 40% aller Patientinnen noch eine Kontinenz erzielt werden kann. Tendenziell geht dies am besten bei einer Urethralänge zwischen 3 cm und 4 cm.