Hamostaseologie 1996; 16(01): 60-67
DOI: 10.1055/s-0038-1656640
Labordiagnostik/Laboratory Diagnostics
Schattauer GmbH

APC-Resistenz: Klinik, Pathophysiologie und Diagnostik

Irene Witt
1   Gemeinschaftspraxis-Labormedizin, Freiburg i. Br.
,
M. Kraus
2   Abteilung Gerinnung, Behringwerke AG, Marburg
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Publication Date:
26 June 2018 (online)

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Zusammenfassung

Die APC-Resistenz ist derzeit der häufigste hereditäre Defekt, der mit einem hohen Risiko für Thromboembolien assoziiert ist. Bei diesem Defekt handelt es sich in 97% der Fälle um eine Mutation im Faktor-V-Gen (nt 1.691 G→A), wodurch im Protein der Faktor V Arg 506 durch Gln ersetzt ist. Diese Variante wird auch als Faktor V Leiden bezeichnet. Der heterozygote Defekt ist mit einem 5- bis 10mal, der homozygote Defekt mit einem 50- bis 100mal höheren Thromboserisiko verbunden. Aufgrund seiner hohen Prävalenz (Normalbevölkerung ca. 5%) sollte die Bestimmung des Faktor V Leiden an erster Stelle der Parameter zur Diagnostik einer hereditären Thrombophilie stehen.

Als Suchtest für die Faktor-V-Mutation hat sich die Bestimmung der APTT in An- und Abwesenheit von aktiviertem Protein C nach vorheriger Mischung der Probe mit einem Faktor-V-Mangelplasma bewährt. Der Test kann auch im Plasma von Patienten unter oraler Antikoagulation durchgeführt werden. Der störende Einfluß von Heparin wird nicht völlig eliminiert. Bis zu einer Verlängerung der APTT auf 60–70 sec (ohne Mischung mit Faktor-V-Mangelplasma) führt der Test zu zuverlässigen Ergebnissen.

Liegt die APTT ohne APC mehr als 50% oberhalb des Normbereichs, kann ein Faktor-V-Leiden-Defekt verdeckt werden, da die APTT in Anwesenheit von APC ebenfalls verlängert ist. Mögliche Ursachen hierfür sind Faktor-V-Mangel der Probe oder Vorliegen von Lupus-Antikoagulans. Umgekehrt kann eine APC-Resistenz durch Plättchen in der Probe, insbesondere nach Einfrieren, vorgetäuscht werden. Dieser Artefakt kann durch zweifache Zentrifugation der Probe vor dem Einfrieren vermieden werden. Die Auswertung der erhaltenen Gerinnungszeiten erfolgt entweder über die Ratio der APTT mit und ohne APC-Zusatz oder idealer-weise unter Bezug auf einen Referenzplasmapool als normierte APC-Ratio oder in % APC-Sensitivität. Letztere läßt sich unter Verwendung von Kalibratoren mittels einer Referenzkurve ermitteln.

Besonders bei jüngeren Patienten mit APC-Resistenz sollte die Absicherung der Diagnose durch den Nachweis der Faktor-V-Mutation erfolgen. Auch bei grenzwertigen Befunden für die APC-Resistenz und zur Unterscheidung zwischen heterozygoten und homozygoten Defektträgern ist die Mutationsanalyse unumgänglich.