Hamostaseologie 1997; 17(02): 86-91
DOI: 10.1055/s-0038-1660022
Übersichtsarbeiten/Review Articles
Schattauer GmbH

Die Therapie des akuten ischämischen Insultes

P. Marx
1   Neurologische Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin (Leiter: Prof. Dr. P. Marx)
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Publication Date:
27 June 2018 (online)

Zusammenfassung

Der ischämische Insult ist ähnlich dem Herzinfarkt ein akuter Notfall, der unmittelbarer Diagnostik, Behandlung und Überwachung bedarf. Hierzu sind adäquate personelle, apparative und logistische Voraussetzungen zu schaffen. Überwacht werden sollten neben dem neurologischen Verlauf Blutdruck, EKG, Atmung, Temperatur und möglichst auch O2-Sättigung. Der meist situativ erhöhte Blutdruck bei Aufnahme darf (außer bei Komplikationen wie Angina pectoris) nicht sofort, sondern erst nach 15-20 Minuten und nicht um mehr als 20% gesenkt werden. Interventionsgrenzwerte müssen individuell bestimmt werden. Hypotone Werte sollten durch Volumengabe und in Ausnahmefällen durch Vasopressiva bekämpft werden. Eine Hämodilution (Verminderung der Sauerstofftransportkapazität) ist nicht indiziert, wohl aber eine moderate Volumensubstitution. Der Wert der Fibrinolyse ist z. Zt. nicht gesichert. Antiaggreganzien verbessern wahrscheinlich die Prognose eines Insultes, gleiches gilt für niedrigdosiertes Heparin. Der Einsatz PTT-wirksamer Heparindosen ist nicht gesichert und sollte auf Patienten mit hohem Frührezidiv-oder Verschlechterungsrisiko beschränkt bleiben. Zur Prophylaxe des Hirnödems sind 20-30° Hochlagerung des Oberkörpers, optimale Atmung und Normothermie wesentlich. Hyperosmolare Lösungen sind nur bei eingetretener intrakranieller Druckerhöhung (nicht prophylaktisch) anzuwenden. Bei ausgedehnten, raumfordernden Infarkten ist eine Dekompressionsoperation möglich. Physikalische Therapie in der Frühphase verringert das Risiko von Sekundärschäden und verbessert die Chancen einer funktionellen und emotionellen Restitution.