Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(06): A49-A50
DOI: 10.1055/s-0038-1660618
Postersession: Samstag, 9. Juni 2018: 10.30 – 11.30 Uhr, Foyer
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Case Report: fetaler Hyperthyreoidismus

A Kolitsidakis
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, St. Franziskus Hospital Münster
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Publication Date:
06 June 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Unklare fetale Tachykardie kann als Ursache einen fetalen Hyperthyreoidismus haben. Das Ziel ist den Geburtshelfer aufmerksam zu machen und durch ein Fallbeispiel das Krankheitsbild zu demonstrieren.

Methode und Patienten/Materialien:

Eine 33-jährige II. Gravida I. Para stellte sich in der 33+1. SSW mit unklarer, persistierender, fetaler Tachykardie vor. Die klinische Untersuchung zeigte lediglich einen milden Exopthalmus. Die Patientin hatte kein Fieber und die Infektparameter waren unauffällig. Das Kardiotokogramm zeigte eine persistierende fetale Tachykardie (Baseline 180 – 200 spm) mit undulatorischen Oszillationen. Die fetale Echokardiografie zeigte eine Sinustachykardie und ein anatomisch unauffälliges Herz. Anamnestisch hatte die Patientin eine Radiojodtherapie wegen Morbus-Basedow und seitdem führte sie eine orale Substitutionstherapie mit L-Thyroxin durch. Der TRAK-Titer wurde erst in der Klinik kontrolliert und betrug > 40 IU/l (Referenzbereich < 1,76 IU/l). Das Volumen der fetalen Schilddrüse war im Normbereich. Die Kontroll-Echokardiografie zeigte bereits am nächsten Tag eine Trikuspidalinsuffizienz als Zeichen einer beginnenden fetalen Herzinsuffizienz und dann wurde eine RDS-Prophylaxe mit Betamethason durchgeführt.

Resultate:

Es wurde zur Entbidung mittels Kaiserschnitt in der 33+4. SSW entschieden. Das neugeborene Mädchen wog 2140 g und zeigte laborchemisch einen Hyperthyreoidismus, welcher an die maternalen Autoantikörper zurückzuführen war. Bis auf die Tachykardie zeigten sich keine Andere klinische Zeichen der Hyperthyreose. Das Neugeborene dürfte gestillt werden und wurde mit Propranolol und Thiamazol p.o. therapiert. Das Mädchen konnte am 31. Lebenstag in gutem Allgemeinzustand, normokard und euthyreot entlassen werden.

Diskussion:

Die ablative Therapie der Morbus Basedow ist keine ursächliche Therapie und dementsprechend schließt sie nicht einen fetalen Hyperthyreoidismus aus, da zirkulierende Autoantikörper auf die fetale Schilddrüse bewirken können. Es ist essenziell, dass alle Frauenärzte den Antikörper-Titer bei Schwangeren mit Morbus Basedow in der 20 – 24. SSW kontrollieren. Die Situation kann sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Neonatalperiode mit oraler Thyreostatika behandelt werden. Unbehandelt kann eine fetale Hyperthyreose u.a. zu Herzinsuffizienz und IUFT führen.