Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(06): A54-A55
DOI: 10.1055/s-0038-1660631
Postersession: Samstag, 9. Juni 2018: 10.30 – 11.30 Uhr, Foyer
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zweizeitige Entbindung bei dichorialer, diamnioter Zwillingsschwangerschaft und PPROM des ersten Geminus – zwei Fallberichte

V Bossung
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, UKSH Campus Lübeck
,
C Haertel
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, UKSH Campus Lübeck
,
A Rody
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, UKSH Campus Lübeck
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 June 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Eine zweizeitige Entbindung bei Zwillingsschwangerschaft beschreibt den Versuch nach der Geburt des führenden Zwillings vor oder im Bereich der Grenze der Überlebensfähigkeit, die Geburt zu stoppen, um für den zweiten Geminus ein höheres Gestationsalter zu erreichen und damit seine Morbidität und Mortalität zu verbessern. Wir beschreiben zwei Fälle einer erfolgreichen zweizeitigen Entbindung nach frühem vorzeitigem Blasensprung (PPROM) des führenden Zwillings bei dichorialer, diamnioter Geminigravidität.

Patientinnen/Ergebnis:

Beide Patientinnen stellten sich im Jahr 2016 am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, mit PPROM des führenden Zwillings in 18+5 bzw. 22+6 SSW vor. Nach expektativem Vorgehen unter antibiotischer Abdeckung kam es zur vaginalen Geburt des ersten Zwillings in 21+2 bzw. 24+2 SSW. Wenige Stunden nach Geburt wurde eine Cerclageoperation durchgeführt. In der Folge konnten die Schwangerschaften unter intermittierender Tokolyse sowie antibiotischer Abdeckung verlängert werden. Bei V.a. Amnioninfektionssyndrom (AIS) wurde jeweils in 28+0 bzw. 29+0 SSW eine Sectio durchgeführt. Im ersten Fall konnte Geminus 2, im zweiten Fall konnten beide Zwillinge nach der Behandlung in gutem Allgemeinzustand von der neonatologischen Intensivstation entlassen werden.

Diskussion:

Die zweizeitige Entbindung ist eine Option für ausgewählte Fälle von dichorialen, diamnioten Zwillingsschwangerschaften nach spontaner Frühgeburt des ersten Zwillings vor oder an der Grenze der Überlebensfähigkeit. In unseren Fällen konnte eine Schwangerschaftsverlängerung um 47 bzw. 33 Tage erreicht werden. Dieser Behandlungsweg darf nur nach ausführlicher Aufklärung und Einwilligung der Eltern über Chancen und Risiken für beide Kinder eingeschlagen werden.