Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0038-1660656
Eine seltene Ursache unklarer Oberbauchschmerzen im 3. Trimenon: Akut nekrotisierende Pankreatitis
Publication History
Publication Date:
06 June 2018 (online)
Fallbericht:
Wir beschreiben den postpartalen Fall einer 28-jährigen Erstgebärenden ohne relevante Vorerkrankungen mit einer akut nekrotisierenden Pankreatitis.
Hintergrund:
Die akute Pankreatitis in der Schwangerschaft und postpartal ist nicht so selten, wie vermutet [1]. Die Inzidenz ist 400 – 12.000 Lebendgeburten [2]. Sie tritt im überwiegenden Teil bevorzugt im 3. Trimenon sowie postpartal auf [3]. Als Ursache der akuten Pankreatitis in der Schwangerschaft werden dieselben Risiken wie bei Nichtschwangeren diskutiert, wie unter anderem Ernährungsgewohnheiten, Adipositas, Alkohol sowie die Cholelithiasis als die häufigste Ursache in Westeuropa [4]. Weiterhin in Betracht gezogen werden in neueren Studien hormonelle, östrogenbedingte Schwankungen während der Schwangerschaft, die auch unter Ovulationshemmern auftreten [5]. Als häufigste Symptome zeigen sich Oberbauchschmerzen, die in den Rücken ausstrahlen sowie Übelkeit und Erbrechen. Laborchemisch stellt sich eine akute Pankreatitis in der Schwangerschaft mit einer Erhöhung der Serumlipase, Serumamylase sowie einer Messung des C-reaktiven Proteins (CRP) zur Einschätzung des Schweregrades dar [6]. Differentialdiagnostisch kommen neben einer akuten Gastroenteritis auch ein HELLP-Syndrom/Präeklampsie in Frage. Somit müssen alle Möglichkeiten eines akuten Abdomens und geburtshilfliche Notfälle in Betracht gezogen werden [7].
Fallvorstellung:
Die Vorstellung der IG/0P in der 38+3 SSW erfolgte mit Oberbauchschmerzen. Die Schwangere mit einem BMI von 41, 52 kg/m2 hat während der Schwangerschaft 30 kg zugenommen. Anamnestisch lagen keine Risikofaktoren in Form von Diabetes, Alkoholabusus oder Hypertonie vor. Es bestand eine famililäre Belastung einer Cholelithiasis, die Schwangere selbst war jedoch nicht betroffen.
Das Gestoselabor zeigte sich bis auf eine Erhöhung des CRP auf 2,7 mg/dl unauffällig. Bei persistierenden Beschwerden erfolgte die Geburtseinleitung mit Cytotec und das rasche Ansprechen der Schwangeren sowie die Geburt eines gesunden, eutrophen Kindes. Wider Erwarten persistierten postpartal die in den Rücken ausstrahlenden opioidabhängigen Beschwerden weiterhin. Es erfolgte eine erneute laborchemische Bestimmung mit Einbeziehung der Serumlipase sowie Serumamylase, die mit einer deutlichen Erhöhung einherging und die Diagnose einer Pankreatitis gestellt wurde. Aufgrund Adipositas der Patientin waren die sonografischen Bedingungen unzureichend, sodass ein CT-Abdomen mit Kontrastmittel erfolgte, welches die Diagnose einer akut nekrotisierenden Pankreatitis mit einer Pseudozyste (4,2 × 3 cm) darstellte. Es erfolgte eine symptomatisch orientierte Schmerztherapie sowie Nahrungskarenz, wodurch sich die Beschwerden der Patientin deutlich besserten.
Zusammenfassung:
In unserem Fall wurde die akut nekrotisierende Pankreatitis postpartal gestellt und glücklicherweise konservativ behandelt, da keine intensivmedizinische Betreuung notwendig war. 3 Monate nach der Erkrankung zeigt sich die Patientin symptomfrei, eine Gewichtsreduktion sei ebenfalls erfolgt. Eine Pankreatitis in der Schwangerschaft tritt zwar immer noch selten auf, muss bei persistierenden Oberbauchschmerzen ohne Gestosetypische Symptome dennoch in Betracht gezogen werden. Für eine weitere Abklärung kann neben laborchemischen Parametern wie oben erwähnt zusätzlich eine Bildgebung nach Entbindung erfolgen, welche das Ausmaß der Pankreatits darstellt und die eingeleitete Therapie bestimmt. Für eine erneute Schwangerschaft ist eine fett- und kalorienarme Ernährung anzuraten.
Literatur:
[1] Gülzow, M, Acute panceatitis during pregnancy and post-partum, Dtsch Med Wschr 1964; 89: 743
[2] Warlin JF, Salat J, LeLorier G. Pancreatic pseudicyst complication pregnancy Obstet Gynecol 1975; 45: 588
[3] Wilkindson EJ, acute pancreatitis in pregnancy: a review of 98 cases and a report of 8 new cases. Obstet Gynecol Surv 1973; 28: 281
[4] Berk JE, Smith BH, Akrawi MM. Pregnancy pancreatitis. Am J Gastroenterol 1971; 65: 216
[5] Ranft K, Binder HH. Rezidivierende akute Pankreatitis in der Schwangerschaft und unter Ovulationshemmern, Med Klin 1990; 12: 715 – 718
[6] Ramin KD, Ramin SM, Richey SD, Cunningham FG, Acute pancreatitis in pregnancy. Am J Obstet Gynecol 1995; 173: 187 – 191
[7] Huchzermeyer H. Erkrankungen des Intestinaltraktes und des Pankreas. In: Internistische Erkrankungen und Schwangerschaft, Bd. 1 (Hrsg. Huchzermeyer H), Kohlhammer, Stuttgart 1986, 15 – 56