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DOI: 10.1055/s-0038-1660660
Iatrogene Trachealruptur nach Entbindung
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
06. Juni 2018 (online)
Hintergrund:
Eine Trachealruptur nach Intubation ist eine seltene Komplikation mit einer hohen Letalität. Ursächlich kann ein herausragender Führungsstab oder ein zu hoher Cuff-Druck sein. Hauptrisikofaktoren sind weibliches Geschlecht sowie Notfallintubationen, wie sie in der Geburtshilfe gehäuft notwendig sind. Eine hormonell bedingte, veränderte Gewebestabilität in der Schwangerschaft könnte zusätzlich prädisponierend wirken.
Fallvorstellung:
Entbindung der 31-jährigen G1/P0 in der 41+3 SSW nach Geburtsstillstand und pathologischem CTG in der Austreibungsperiode mittels VE.
Aufgrund einer starken vaginaler Blutung Indikation zur manuellen und instrumentellen Nachtastung in ITN. Geschätzter Blutverlust ca. 2500 ml.
Am Folgetag klagt die Patientin über progrediente Dyspnoe, Schmerzen bei tiefer Inspiration und frontales Beklemmungsgefühl. Klinisch massives subkutanes Emphysem des Brust-, Hals- und Gesichtbereichs. Im CT ausgeprägtes Mediastinal- und Subkutanemphysem bis nach hilär und in die großen Lappenspalten sowie nach zervikal und fazial reichend. V.a. Verletzung der Trachea im mittleren Drittel rechts dorsal am Übergang zur Pars membranacea. Durchführung einer Bronchoskopie; hier subglottisch rechts großflächiges Hämatom.
Im weiteren stationären Verlauf engmaschige Kontrolle der zu Beginn sehr hohen Infektparameter unter Fortführung der Antibiose.
Regress des Emphysems und Entlassung der Patientin am 7. p.o. Tag.
Schlussfolgerung:
Mit einer Prävalenz von ca. 1/20.000 ist eine iatrogene Trachealruptur zwar selten; eine Frühdetektion aber aufgrund möglicherweise erheblicher Komplikationen essentiell. Symptome treten unmittelbar posttraumatisch oder nach einer Latenzzeit von ca. 24 Stunden auf. Je nach Ausprägungsgrad und Patientenzustand ist eine konservative Therapie unter Breitspektrumantibiose gerechtfertigt.
Das in der Schwangerschaft gebildete Hormon Relaxin hat einen nachgewiesenen relaxierenden Effekt auf die Trachealmuskulatur und führt zur Lockerung aller kollagenen Strukturen, sodass in den notfallmäßig intubierten Patientinnen peripartal ein besonderes Risikokollektiv liegen könnte.