Rofo 2018; 190(10): 869-870
DOI: 10.1055/s-0038-1667236
Wissenschaftliche Vorträge 4
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Rekonstruktion der Brustdrüsendosis bei Kindern in der pädiatrischen Radiologie: Gewicht, Dichte und Volumen der Mammagewebe bei Neugeborenen, Säuglingen, Kleinkindern und Adoleszenten und die dosimetrischen Konsequenzen

M Seidenbusch
1   Klinikum der Unversität München, Klinik und Poliklinik für Radiologie – Kinderradiologie, München, Deutschland
,
B Kammer
1   Klinikum der Unversität München, Klinik und Poliklinik für Radiologie – Kinderradiologie, München, Deutschland
,
T Specht
1   Klinikum der Unversität München, Klinik und Poliklinik für Radiologie – Kinderradiologie, München, Deutschland
,
R Stahl
2   Klinikum der Unversität München, Klinik und Poliklinik für Radiologie, München, Deutschland
,
K Schneider
1   Klinikum der Unversität München, Klinik und Poliklinik für Radiologie – Kinderradiologie, München, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
10 September 2018 (online)

 

Fragestellung:

Die Brustdrüse vor allem des Kindes zählt zu den strahlenempfindlichsten Organen des menschlichen Körpers. Die Rekonstruktion der Organdosis der Mammae erfolgt derzeit meist unter stark vereinfachenden Annahmen über die Morphologie der Mammae. Die Rekonstruktion valider Organdosen in verschiedenen Altersstufen erfordert hingegen die genaue Kenntnis von Masse, Gewebedichte und Volumen der Drüsen- und Fettgewebsanteile der Mamma.

Methodik:

In einer retrospektiven Studie erfolgte bei insgesamt 1556 computertomographischen Untersuchungen des Thorax bei 937 männlichen und 690 weiblichen Patienten aller Altersstufen vom Neugeborenen bis zum jungen Erwachsenen eine Analyse der Schnittbilder der Mammae. Hierzu wurden in einem selbst entwickelten rechnergestützten Bildanalyseverfahren die Drüsen- und Fettgewebsanteile anhand der Bildmorphologie in den DICOM-Bilddatensätzen visuell identifiziert und hieraus anhand der jeweils gegebenen Ortsauflösungen bzw. Hounsfield-Einheiten rechnergestützt Volumina bzw. Gewebedichten und Massen der Mammagewebe errechnet.

Ergebnisse:

Volumen, Gewebedichte und Masse der Drüsen- und Fettgewebsanteile der Mammae zeigen naturgemäß eine starke Abhängigkeit vom Lebensalter der Patienten. Postnatal nimmt das Volumen der Brustdrüse bei beiden Geschlechtern signifikant ab, um bei Mädchen ab etwa dem 7. Lebensjahr wieder kontinuierlich bis zum Erreichen der Adoleszenz zuzunehmen. Hingegen gewinnt das männliche Brustdrüsengewebe nur langsam an Masse; in einigen Fällen konnte bei männlichen Patienten eine inadäquate Volumenzunahme des Brustdrüsen-Fettgewebes beobachtet werden. In den zur pädiatrischen Dosimetrie derzeit verwendeten hermaphroditischen mathematischen Phantomen hingegen wird die mittlere Masse des Mammagewebes in allen Altersgruppen deutlich niedriger angenommen.

Schlussfolgerung:

Volumen und Masse realer Mammae liegen deutlich über den medianen Ausdehnungen und Massen der in den zur pädiatrischen Dosimetrie derzeit herangezogenen hermaphroditischen mathematischen MIRD-Phantomen. Aus diesem Grunde wird zur Rekonstruktion valider Brustdrüsendosen bei Kindern aller Altersstufen eine Revision der anthropometrischen Parameter der Mammagewebe in den mathematischen Phantomen als dringend erforderlich erachtet.