Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e27
DOI: 10.1055/s-0038-1667943
SYMPOSIEN
Versorgungsforschung im Alter
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lässt sich der Gesundheitstrend in der älteren Bevölkerung von 1995 bis 2013 durch Veränderungen in der sportlichen Aktivität erklären?

S Geyer
1   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Soziologie, Hannover, Deutschland
,
J Tetzlaff
2   Hannover, Deutschland
,
S Sperlich
1   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Soziologie, Hannover, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Die Bedeutung sportlicher Aktivität für ein gesundes Altern ist durch eine Vielzahl von Studien empirisch belegt. In der vorliegenden Studie wird für die Altersgruppe der 50- bis 70-jährigen deutschen Frauen und Männer untersucht, ob die Entwicklung der (sehr) guten subjektiven Gesundheit von 1995 bis 2013 durch Veränderungen in der sportlichen Aktivität erklärt werden kann.

Material & Methoden:

Die Analysen basieren auf den gewichteten Längsschnittdaten des Sozioökonomischen Panels (38.372 Männer, 39.922 Frauen). Die Zeit (unabhängige Variable) wird mit einer kontinuierlichen Trendvariable sowie kategorial (1995 – 99, 2000 – 2004, 2005 – 09 und 2010 – 13) erfasst. Die Variablen „sportliche Aktivität“ (Mediator-Variable) sowie „subjektive Gesundheit“ (abhängige Variable) wurden dichotomisiert in „mindestens einmal in der Woche sportlich aktiv“ versus „weniger/kein Sport“ sowie „(sehr) gute Gesundheit“ versus „zufriedenstellend bis schlechte Gesundheit“. Die Analysen erfolgten mit einem logistischen Regressionsmodell für Paneldaten (GEE-Modell) (Liang und Zeger 1986). Die zugrunde liegende Mediationshypothese wurde mit der KHB-Regression (Breen, Karlson und Holm 2013) analysiert, die eine Zerlegung des totalen Effektes in einen direkten und indirekten Effekt ermöglicht.

Ergebnisse:

Der Anteil an Personen, die mindestens einmal in der Woche sportlich aktiv sind, steigt bei Frauen von 21,6% (1995 – 99) auf 44,9% (2010 – 2013) und bei Männern von 19,6% auf 36,1%. Kontrolliert für Alter, Einkommen und Schulbildung zeigt sich ein positiver Gesundheitstrend, d.h. eine signifikante Zunahme der Chance auf eine (sehr) gute subjektive Gesundheit über den Untersuchungszeitraum (OR Männer = 1,18, OR Frauen = 1,55). Sportliche Aktivität übt einen signifikanten Mediatoreffekt aus, der bei Männern 77,7% und bei Frauen 37,4% des positiven Gesundheitstrends erklären kann.

Diskussion:

Die vorliegende Studie legt nahe, dass der Anstieg des Anteils (sehr) guter subjektiver Gesundheit von 1995 bis 2013 insbesondere bei 50- bis 70-jährigen Männern, aber auch bei gleichaltrigen Frauen durch eine Zunahme sportlicher Aktivität erklärt werden kann.

Schlussfolgerung:

Es ergeben sich Hinweise darauf, dass Modifikationen von Lebensstilfaktoren zur Morbiditätskompression in der Bevölkerung beitragen.