Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e34
DOI: 10.1055/s-0038-1667961
SYMPOSIEN
Soziale Ungleichheit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Timing psychosozialer Belastungen und gesundheitliche Ungleichheit. Ergebnisse des SOEP 1992 – 2016

A Knöchelmann
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
,
N Seifert
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
,
I Moor
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
,
S Günther
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
,
M Richter
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Während Kindheit und Jugend im Fokus der Analysen kritischer Perioden im Lebenslauf stehen, finden spätere Lebensphasen weniger Beachtung. Dabei ist anzunehmen, dass auch die Zeiten des frühen, mittleren und höheren Erwachsenenalters im Zusammenhang zur Gesundheit stehen. Bislang liegen jedoch wenige Studien zu dem Zusammenhang kritischer Perioden im Erwachsenenalter und gesundheitlicher Ungleichheit vor. Ziel des Beitrags ist die Untersuchung des Timings psychosozialer Belastungen beginnend mit dem frühen Erwachsenenalter und unter Beachtung möglicher sozialer Ungleichheiten.

Material & Methoden:

Die Analysen basieren auf den Daten aller Personen zwischen 17 und 70 Jahren (NPersonen= 50766, NBeobachtungen= 405779) aus den Jahren 1992 – 2016 des Sozioökonomischen Panels. Gesundheit wurde mittels der Zufriedenheit mit der Gesundheit erfasst. Indikatoren für psychosoziale Belastungen waren die Zufriedenheit mit der Wohnung, dem Einkommen und finanzielle Sorgen. Zur Ermittlung sozialer Ungleichheiten wurde die Schulbildung als Indikator des sozioökonomischen Status berücksichtigt. Zur Bestimmung des Zusammenhangs fanden Fixed-Effects-Modelle Anwendung.

Ergebnisse:

Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass finanzielle Sorgen besonders im Übergang zwischen mittlerem und hohem Erwachsenenalter mit einer Verschlechterung der Gesundheitszufriedenheit verbunden waren. Im frühen Erwachsenenalter waren die Unterschiede weniger deutlich ausgeprägt. Ähnliche Ergebnisse konnten für die Zufriedenheit mit der Wohnung und dem Einkommen nachgewiesen werden, wobei der Zusammenhang jeweils deutlich stärker ausfiel. Es zeigten sich weder bildungs- noch geschlechtsbezogene Unterschiede. Eine Ausnahme bildeten die finanziellen Sorgen in der hohen Bildungsgruppe, wobei der Zusammenhang bei Männer im hohen Alter am stärksten ausfiel, während er bei Frauen in mit gleicher Bildung im hohen Alter zunehmend schwächer wurde.

Diskussion:

Mit dem Übergang zwischen mittlerem und höherem Alter scheint die subjektive Wahrnehmung von Einkommen und Wohnung für die Gesundheit zunehmend wichtiger zu werden. Es ist zu vermuten, dass sie als Indikatoren für den bisherigen Erfolg im Leben angesehen werden.

Schlussfolgerung:

Es lässt sich vermuten, dass neben Kindheit und Jugend auch der Übergang zwischen mittlerem und höherem Alter eine kritische Periode für die Entwicklung gesundheitlicher Ungleichheit darstellt und daher in der Lebenslaufforschung stärker beleuchtet werden sollte.