Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e34
DOI: 10.1055/s-0038-1667962
SYMPOSIEN
Soziale Ungleichheit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der schützende Effekt von Sozialkapital auf die Lebenszufriedenheit von Arbeitslosen

C Glatz
1   Graz, Austria
,
J Muckenhuber
1   Graz, Austria
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. August 2018 (online)

 

Einleitung:

In vielen Studien wurde gezeigt, dass sich Sozialkapital positiv auf die Lebenszufriedenheit auswirkt, Arbeitslosigkeit jedoch negativ. Wir nehmen an, dass das Sozialkapital als Ressource die negativen Folgen der Arbeitslosigkeit auf die Lebenszufriedenheit abmildert.

Material & Methoden:

Zur Beantwortung dieser Fragestellung ziehen wir das Sozioökonomische Panel (SOEP) aus Deutschland, eine jährliche Längsschnittumfrage, heran und orientieren uns an dem Konzept von Sozialkapital nach Kawachi. Der SOEP beinhaltet Fragen zur Lebenszufriedenheit, zur Arbeitssituation sowie drei Facetten von Sozialkapital – (1) kognitives Sozialkapital (Vertrauen in andere Menschen); (2) informelles Sozialkapital (Anzahl an engen Freunden, Verheiratet sein); und (3) formelles Sozialkapital (kulturelle Teilnahme, Sport, Geselligkeit, Freunden und Verwandten helfen).

Zur Auswertung berechnen wir ein fixed effect Modell mit den zwei Zeitpunkten arbeitend (t = 1) und unfreiwillig arbeitslos (t = 2) (arbeitslos registriert und gewillt, sofort wieder zu arbeiten), dem Kriterium Lebenszufriedenheit und den Prädiktoren des Sozialkapitals und Haushaltseinkommen. Zusätzlich inkludieren wir dieselben Prädiktoren vom Messzeitpunkt t = 1, womit sich Unterschiede zwischen den Koeffizienten überprüfen lassen. Da die drei Facetten des Sozialkapital in unterschiedlichen Jahren erfasst werden, berechnen wir drei verschiedene Regressionen mit Samples zwischen 400 (Datensatz kognitives Sozialkapital) und 1044 (Datensatz informelles Sozialkapital) Übergängen von t = 1 zu t = 2.

Ergebnisse:

Vertrauen in andere Menschen zeigt sowohl während dem Übergang zur Arbeitslosigkeit als auch während dem Zeitpunkt t = 1 einen signifikanten Einfluss auf die Lebenszufriedenheit. Die Anzahl an engen Freunden erweist sich als signifikanter Prädiktor zur Vorhersage der Lebenszufriedenheit im Übergang zur Arbeitslosigkeit, nicht jedoch zum Zeitpunkt t = 1. Formelles Sozialkapital sowie das Haushaltseinkommen zeigen keinen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit, weder zum Zeitpunkt t = 1 noch im Übergang zur Arbeitslosigkeit. In zwei von drei Regressionsanalysen wirkt sich verheiratet sein während dem Übergang zur Arbeitslosigkeit stärker auf die Lebenszufriedenheit aus als während dem Zeitpunkt t = 1.

Schlussfolgerung:

Diese Ergebnisse liefern wertvolle Informationen für potenzielle Maßnahmen zur Erhöhung der Lebenszufriedenheit von Arbeitslosen.