Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e42-e43
DOI: 10.1055/s-0038-1667987
POSTER
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Emotionale und soziale Einsamkeit unter Studierenden: Determinanten und transitionsbedingte Veränderungen im Lebensstil

K Diehl
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim, Deutschland
,
J Hilger-Kolb
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim, Deutschland
,
C Jansen
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Die Transition von der Schule auf die Hochschule ist häufig mit einem Wechsel des gewohnten Umfelds verbunden. Möglicherweise kann dies das Gefühl von Einsamkeit begünstigen. Einsamkeit wiederum kann negative Folgen auf die Gesundheit haben. Unser Ziel war es daher, die Prävalenz von sozialer und emotionaler Einsamkeit unter Studierenden zu erfassen, mögliche Determinanten zu ermitteln sowie einen möglichen Zusammenhang von Einsamkeit mit Veränderungen im gesundheitsrelevanten Verhalten im Rahmen der Transition zu untersuchen.

Material & Methoden:

Im Rahmen der NuPhA-Studie wurden 689 Studierende (69,5% weiblich; 16 – 29 Jahre) zu ihrer sozialen und emotionalen Einsamkeit (6-item De Jong Gierveld Loneliness Scale) befragt. Zudem wurden soziodemografische Variablen, gesundheitsbezogene Parameter und Verhaltensweisen sowie Verhaltensveränderungen mit Beginn des Studiums erhoben. Neben deskriptiver Statistik wurden lineare Regressionsmodelle gerechnet.

Ergebnisse:

Der durchschnittliche Wert für emotionale Einsamkeit lag bei 0,882 (SD = 1,023, min = 0, max = 3); der für soziale Einsamkeit bei 0,351 (SD = 0,751, min = 0, max = 3). Emotional sehr einsam waren 7,7% der Studierenden; sozial sehr einsam waren 3,2%. Im Regressionsmodell war emotionale Einsamkeit signifikant mit Familienstand und der Ausprägung von Ängsten und Depression verbunden (PHQ-4; r2 = 0,437, p < 0,001); für soziale Einsamkeit fanden sich signifikante Zusammenhänge mit Migrationshintergrund, Studiengang, Maß an sportlicher Aktivität sowie Gefühlen von Angst und Depression (r2 = 0,143, p < 0,05). Bezüglich der Veränderung von gesundheitsrelevantem Verhalten im Zuge der Transition zeigte sich, dass Studierende, die eine Ernährungsveränderung berichteten, höhere Werte bei der emotionalen Einsamkeit aufwiesen (p = 0,014). Studierende, die während dieser Zeit keine Veränderung des Körpergewichts wahrgenommen haben, wiesen einen niedrigeren Wert bei der sozialen Einsamkeit auf als ihre Pendants (p = 0,006). Es wurden keine Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und Veränderungen in körperlicher Aktivität sowie wahrgenommenem Stress der Transition aufgedeckt.

Diskussion:

Es zeigte sich, dass Einsamkeit (insbesondere emotionale Einsamkeit) unter Studierenden durchaus prävalent ist. Während sich Gefühle von Angst und Depression als wichtige Determinante ergaben, scheinen ein fester Partner (emotional) und Sportaktivität (sozial) eine schützende Wirkung zu haben. Für den Zusammenhang zwischen empfundener Einsamkeit und der Veränderung des Lebensstils durch die Transition fanden sich erste Hinweise, die es in weiteren Studien zu untersuchen gilt.

Schlussfolgerung:

Einsamkeit spielt bei Studierenden eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Generell scheinen Angebote an Hochschulen, die Einsamkeit vorbeugen können, hilfreich.