Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e54
DOI: 10.1055/s-0038-1668020
POSTER
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inanspruchnahme des Versorgungssystems und Prävalenz bei Essstörungen – Kohortenstudie zu Sekundärdaten der gesetzlichen Krankenversicherung

J Muehleck
1   Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
,
F Richter
1   Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
,
L Bell
1   Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
,
K Wick
1   Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
,
B Strauß
1   Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
,
U Berger
1   Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Essstörungen sind schwerwiegende Erkrankungen mit hoher psychischer und körperlicher Komorbidität. Zu Prävalenzen auf der Basis von Diagnosen und zur Inanspruchnahme der Behandlung von Essstörungen im ambulanten und stationären Sektor gibt es in Deutschland bisher nur wenige Studien.

Material & Methoden:

Für den Zeitraum von 2010 – 2014 wurden Sekundärdaten von zwei gesetzlichen Krankenkassen in Thüringen im Rahmen einer retrospektiven offenen Kohortenstudie (n = 66.117 in 2010, n = 60.687 in 2014) ausgewertet. Dabei wurden die Häufigkeit von Essstörungen auf Basis von ICD-10 Diagnosen (F50.x) nach einem Arztbesuch bzw. Klinikaufenthalt und die Inanspruchnahme der gesundheitlichen Versorgung von weiblichen Versicherten im Alter von 11 – 25 Jahren erfasst.

Ergebnisse:

Für alle Essstörungen zusammengenommen stiegen die Prävalenzen signifikant im 5-jährigen Beobachtungszeitraum von 0,86% auf 1,09%. Gleichzeitig sank das Durchschnittsalter der Patientinnen signifikant von 19,3 auf 17,6 Jahre. Eine ambulante Versorgung durch psychotherapeutische Fachdisziplinen wurde von 25,1% der Betroffenen in Anspruch genommen. 6,6% wurden sowohl ambulant als auch stationär behandelt. Eine ausschließlich stationäre Behandlung erfolgte bei 16% der Betroffenen mit Essstörungen.

Diskussion:

Essstörungen haben im Beobachtungszeitraum innerhalb dieser Studie signifikant zugenommen. Trotz vorhandener Essstörungsdiagnose nahm nur ein Viertel der Betroffenen eine ambulante psychotherapeutische Behandlung in Anspruch.

Schlussfolgerung:

Ein frühzeitiger und lückenloser Übergang von der Diagnosestellung in die psychotherapeutische Fachbehandlung ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für den Behandlungserfolg und die Vermeidung von Chronifizierung bei Essstörungen.